Kurze Analyse meinerseits mit den Eindrücken von der Nord (also nicht 100% objektiv 🍻):
Ausgangslage Salzburg: leichtestes Spiel nach Papierform = höchster Erfolgsdruck. Man kann zwar nicht von Pflichtsieg sprechen, aber ein Unentschieden würde keinen zufriedenstellen. Es fehlten Fernando und Kameri verletzt, in der Startelf gab es keine wirklichen Überraschungen. Auch wenn im Vorfeld andere Varianten spekuliert wurden, begann man defensiv links mit Ulmer und Pavlovic sowie Seiwald als Sechser in der Raute - also wie immer in der Champions League.
Ausgangslage Zagreb: nach dem überraschenden Sieg gegen Chelsea wäre im Doppel gegen Salzburg auswärts ein Unentschieden im Kampf um Platz 3 eine gute Basis für das “Rückspiel”. Sutalo (Bosko, nicht Josip) fehlt verletzt. Misic und Ristovski waren fraglich (laut SofaScore), auf der Bank blieb nur Ristovski. Statt ihm stand Routinier Théophile-Catherine in der Startelf und machte das zu erwartende 5-3-2 (wie immer in der Champions League) noch eine Spur defensiver.
Das Spiel selbst war für Salzburger Verhältnisse sehr ungewöhnlich. Zagreb spielte alles andere als dinamisch 🧔, sondern war durchgehend auf Spielverzögerung aus. Unser Spielaufbau wurde zwar hoch zugestellt, aber ohne irgendwelcher Ambitionen den Ballführenden zu bedrängen. Seiwald konnte da oft ohne Druck aufdrehen, was für den Sechser so eigentlich nie möglich ist. Sobald wir geordnet ins Mittelfeld kamen, zogen sich die Kroaten in ein 5-4-1 zurück (Orsic links und Ivanusec rechts im Mittelfeld) und kontrollierten den Raum vor dem eigenen Sechzehner. Dagegen tun wir uns ohnehin schon schwer, aber die Staffelung war da wirklich kontraproduktiv. Die sah für mich in etwa so aus:
Viel Raum für den Sechser und in den Flügelzonen, dafür starker Betrieb in den Halbräumen und an der Strafraumgrenze. Und wir ließen uns die Spielräume aufzwingen und hatten viel Ballbesitz in ungefährlichen Zonen - vor allem auch lange Kontaktzeiten (!) in ungefährlichen Zonen. Uns fehlte in der Zirkulation jeglicher Nachdruck. Zagreb hatte am Ende mehr gespielte Pässe bei gefühlt deutlich weniger Zeit in Ballbesitz (der Ballbesitz in der Statistik ist im Normalfall nur die Passanzahl und nicht die Spielzeit im Verhältnis). Die späten Wechsel sind auch ein Indiz dafür, dass das Tempo für uns ungewohnt niedrig war. Wir hatten trotzdem immer wieder Druckphasen, in denen wir sie ordentlich ins Schwitzen brachten, aber eben nie das Tor erzwingen konnten. Dem gegenüber kam Zagreb nur auf ein paar aussichtsreiche Umschaltaktionen, die erst durch Eigenfehler scharf gemacht wurden. Die Statistiken sprechen da für sich:
Aber insgesamt waren da sehr viele falsche Entscheidungen und technische Fehler auf unserer Seite dabei. Das wurde auch mit dem Führungstreffer nicht wirklich besser. Eher zeigte da Cacics Umstellung (Drmic für den Gottesfreund –> 4-3-3) Wirkung und wir bekamen endlich mehr Räume.
Das kann natürlich einmal passieren. Wir haben eine junge Mannschaft und mit dem gestiegenen Anspruch steigt in solchen Partien eben auch die Anspannung.
Was aber nicht passieren sollte sind die strategischen Fehler.
Da wäre einmal die Staffelung. Die Raute war zahnlos gegen das 5-4-1. Warum wird da über 90 Minuten nicht angepasst?
Dann gab es keine abgestimmten Laufwege. Zagreb war tief zu erwarten. Wenn ich mit Flanken und Chips hinter die Abwehr kommen will, dann brauche ich mehr Dynamik in der Besetzung der letzten Linie. Unsere Stürmer wurden quasi durchgehend aus dem Stand geschickt. Bezeichnend, dass Ulmer als einlaufender AV den Elfmeter rausgeholt hat.
Und dann muss ich diesmal auch in die Jammerchöre gegen unsere Standardschwäche einstimmen. Bei Freistößen und Ecken werden zwar sichtbar geübte Varianten ausgeführt, aber ohne den nötigen Nachdruck und die nötige Präzision. Die Rückraumbesetzung war oft mangelhaft. Unsere Einwürfe sind einfach nur traurig. In jedem Spiel gibt es unzählige davon. Wäre es als pressing- und umschaltstarke Mannschaft nicht einmal ratsam, sich damit im Training auseinanderzusetzen?
Das soll alles nicht unzufrieden klingen. Ein Sieg in der Champions League ist ein Sieg in der Champions League.
Aber wir hatten im Vorjahr oft gut passende und umgesetzte Matchpläne. Die sehe ich heuer so nicht, da werden einige Prozent leichtfertig liegen gelassen. Apropos: Ulmer vermutlich mit Muskelverletzung. Ulmer!