Gerade ein sehr interessantes Gespräch mit einem deutsch-türkischen Journalisten-Kollegen gehabt, der sehr viel auch über die Süper Lig berichtet. Was da in Sachen Finanzen bei den kleineren Klubs abgeht, ist echt nicht ganz normal, eher kriminell.
Zuletzt wurde ja u.a. der Fall von Bruno Petkovic bekannt, der bei Aufsteiger Kocaelispor unterschrieben hat - dann im zweiten Anlauf zumindest. Im ersten Anlauf wollte der Klub ihn laut meinem Kollegen wissentlich über den Tisch ziehen. Zuerst wurden die Vertragszahlen zwischen Spieler, Verein und Berater vereinbart, soweit alles klar und branchenübliches Vorgehen.
Als es dann zur Vertragsunterschrift ging, hat der Klub aber wohl die ausgehandelten Zahlen zu seinen Gunsten verändert im Vertragswerk (also weniger Gehalt, weniger Prämien usw.). Zum Glück für Petkovic, hat sein Berater aber den Vertrag vor Unterschrift noch mal geprüft und ist so auf die falschen Zahlen draufgekommen.
Hätte der Berater nicht so aufmerksam das Ding noch mal gecheckt, hätte Petkovic den Vertrag mit den veränderten Zahlen unterschrieben und dann wäre es nicht mehr so einfach, da wieder rauszukommen. Der Klub hat dann wohl so getan, als ob das nur ein Versehen bzw. Tippfehler war, aber da das bei Vereinen auf dem Süper-Lig-Niveau öfter passiert laut den Recherchen meines Kollegen, war das wohl kein Zufall, sondern eine gängige Masche, die in dem Fall halt aufgeflogen ist.
Ein weiteres Thema, auch bezogen auf kleinere Klubs, ist eine Entwicklung unter den Beratern von zumeist ausländischen Spielern, die dorthin wechseln sollen. Diese stellen nämlich nicht zuletzt aufgrund der Wirtschaftskrise in der Türkei und der hohen Inflation nun zunehmend sehr hohe Voraussetzungen schon am Anfang der möglichen Vertragslaufzeiten ihrer Spieler.
So will man abchecken, ob ein Verein nicht nur gewillt ist, einen Spieler zu holen, sondern auch liquide genug ist, den Spieler wirklich bezahlen zu können. Ein Beispiel, wie das wohl immer öfter gemacht wird: Es wird ein Jahresgehalt für den Spieler ausverhandelt, aber eine Bedingung ist, dass ein hoher Prozentsatz dieser Summe schon in den ersten Monaten des Vertrages ausbezahlt wird.
Also eine Art Vorschuss für den Spieler, weil es in der Türkei in der Vergangenheit einfach so oft der Fall war, dass die Spieler aus dem Ausland dorthin gelockt wurden mit enormen Gehaltsversprechunen, dann zwei, drei Monate korrekt nach Vereinbarung bezahlt wurden, bevor auf einmal weniger oder gar nichts mehr kam, weil sich die Klubs die Spieler eigentlich gar nicht leisten konnten.
Verlangt man also gleich am Anfang mal einen hohen Prozentsatz des Jahresgehalts auf ein Mal als eine Art Vorschuss, ist der Spieler so schon mal auf der sichereren Seite, zumindest einen Teil seines Geldes wirklich zu bekommen und der Klub weist zeitgleich eine gewisse Liquidität nach.