Ich versuch mal eine halbwegs strukturierte Meinung zu dem Thema abzugeben. Was mir nicht leicht fällt, weil es so breitgefächert ist und so viele Aspekte beinhaltet, dass es schwer ist, nicht hin- und her zu springen oder Aspekte zu vergessen.
Grundsätzlich ist, ich nenn es mal das “Plädoyer”, das einzig richtige. Sie können ihre Super League gründen, müssen aber mit den Konsequenzen rechnen. Das Recht hat die UEFA mMn dazu. Ich ärgere mich oft über die UEFA, hab das in den letzten Jahren vor allem im Zuge der EC-Reformen zu erklären versucht. Weil die Reformen eine ständige Bevorteilung der Top-Ligen waren und immer noch sind. Was die Zugangsliste, ergo Startplätze betrifft, als auch das Finanzielle. Lobbyiert wurde dort in Form der ECA hauptsächlich für die Top-Klubs. Wen interessiert denn z.B. wirklich ein Wolfsburg aus Deutschland mehr, als ein Meister eines nicht-Top-10-Landes?
Richtig ist sicher, dass das jetzt wieder eine riesige Lobby-Geschichte von Seiten der Super League und der UEFA ist. Die UEFA kann man - unter anderem - für die Monopolstellung in Europa kritisieren. Aber wer außer einem Monopol könnte den gesamten europäischen Fußball quasi unter einen Hut bringen? Box-WM-Verhältnisse? Noch sind die CL oder die anderen Bewerbe für jeden Klub theoretisch, rein nach Leistung, erreichbar. Man zahlt auch Solidaritätszahlungen für die kleineren Klubs, die sicher höher sein könnten. Würde das die Super League tun?
Die Super League wäre quasi eine geschlossene Gesellschaft. Gegründet von hochverschuldeten Klubs, die in erster Linie auf sich selber und sicher nicht den gesamteuropäischen Fußball schauen, sportliche Qualifikationskriterien vor allem für die Super League Gründer abschaffen wollen. Einfach immer dabei und immer abkassieren. Barcelona und Juve, zwei “Gründerväter”, schaffen es nicht mal ins CL-Achtelfinale.
Also Marken, die unter anderem auch wegen der ständigen Bevorteilung durch die UEFA-Reformen in den letzten 20+ Jahren so groß wurden. Und denen wollens jetzt reinscheißen, weil sie trotz ihrer Größe mehr ausgegeben haben als sie einnehmen und immer noch nicht satt sind? Weils trotzdem mehr Kohle brauchen? 😃 Ein “Buyers Club”? Genau die sollen die Alternative für die UEFA sein? Guter Schmäh.
Übrigens wäre die Super League nicht soo der große Renner, wie sich die Initiatoren das mMn vorstellen. Sie wollen quasi die zwanzig umsatzstärksten Klubs in der Liga vereinen. Dort würde es auch Tabellenletzte, Nachzügler usw. geben. Also Klubs, die sich sonst eher oben wähnen. Tja, ohne heimischen Liga-Fußball, den die “Abtrünnigen” einklagen wollen, wäre das recht schnell sehr fad. Wollen sich nur Spiele bei “unwürdigen” Gegnern sparen. Und da hätte ihnen die UEFA mit der Reform ab 2024 eh wieder in die Karten gespielt.
Naja, wie eingangs erwähnt, konnte ich wohl nicht alle Aspekte abdecken, aber schon mal eine ganze Palette. Für mich ist die Bestrebung nach der Super League erstens nur ein verzweifelter Versuch noch (!) mehr Kohle zu scheffeln als ohnehin von hochverschuldeten Klubs, zweitens hochgradig unsympathisch, bei aller berechtigten Kritik an der UEFA, aber sicher nicht von den Top-Klubs ernst zu nehmen. Wieso sich die UEFA am Kopf scheißen lassen soll, die ihnen die Position unter anderem erst ermöglicht hat. Und letztendlich wäre sie nicht so super toll, wie sie sich das vorstellen.