Am Wochenende ist leider wieder einmal alles anders gekommen als man denkt. 😜😜 Vom Spiel gegen Nordsjælland habe ich leider keine Sekunde gesehen, aber Startaufstellung, Wechsel und Spielverlauf waren wie erwartet. Da war die stärkstmögliche Startelf zu sehen und so darf man Brøndby auch gegen uns erwarten:
Hermansen (DEN, 21) ist ein Eigengewächs, wurde nach Schwäbes Abgang mit Beginn der Saison ins kalte Wasser geworfen und macht in manchen Situationen einen überforderten Eindruck. Er ist ein starker Shot Stopper, hat aber Schwächen im Passspiel, bringt sich im Aufbau auch nicht aktiv ein.
Tshiembe (DEN, 24) kam vor dem Spiel gegen Kopenhagen von Lyngby und stand seitdem alle 180 Minuten am Feld. Er ist als Halbverteidiger sehr aktiv und aufmerksam in der Defensive, ist von den Verteidigern der agilste und rückt im Gegenpressing gerne weit heraus.
Kapitän Maxsø (DEN, 27) ist der zentrale Mann in der Dreierkette und besticht vor allem durch sein Stellungsspiel. Trotz seiner Beidfüßigkeit und Führungsrolle wird er im Passspiel nicht fokussiert.
Skipper (DEN, 21) ist ein Eigengewächs und kam im Sommer von einer Leihe zurück. Er fällt qualitativ deutlich ab im Vergleich zu seinen Kollegen. Nachdem die interessanteren Rosted (NOR, 27: robust, aber etwas hüftsteif, scheint ein Heißsporn zu sein) und Børkeeiet (NOR, 22: eigentlich Sechser, als Halbverteidiger über Dribblings und Diagonalbälle sehr auffällig im Spielaufbau) coronabedingt fehlen, hätte ich mir gut vorstellen können, dass mit Wikström (SWE, 20) gleich der nächste Neuzugang in die Startelf rutscht. Der wurde bis jetzt aber noch nicht eingesetzt.
Die Sechserposition nimmt nach dem Ausfall von Radošević (CRO, 27: bulliger Sechser ohne merkliche Schwächen) und dem schon angesprochenen Børkeeiet (als Sechser weniger spannend, schlechte Raumkontrolle und fehleranfällig) vermutlich Frendrup (DEN, 20) ein. Der ist ein großes Talent aus dem eigenen Nachwuchs und ein vielseitig einsetzbarer Arbeiter, spielt normalerweise höher im Mittelfeld, kam im Derby vergangene Woche auch als linker Flügelverteidiger zum Einsatz. Für die Position auf der Solosechs ist er zu wenig dominant, als Passgeber auf der Acht gefällt er mir deutlich besser.
Auf den Flügelverteidigerpositionen ist rechts Bruus (DEN, 22) gesetzt, den ich leider noch nicht gesehen habe. Er war coronabedingt für zwei Spiele nicht dabei. Links spielt aktuell mit Mensah (DEN, 30) ein sehr wendiger und offensiver Zeitgenosse. Bei den Fans genießt er nicht den besten Ruf, weil er die Defensivarbeit gerne vernachlässigt. Ich kann nicht einschätzen, wo er in der Hierarchie stehen würde, wenn alle fit wären. Riveros (PAR, 23) und Bjur (DEN, 21) sind aktuell beide mit Bänderverletzungen out und stünden wohl vor ihm. Gammelby (DEN, 26) ist ein Leihrückkehrer aus Lyngby und wäre erste Wahl als Ersatz. Schlaksiger Typ, der weder defensiv noch offensiv wirklich überzeugend ist.
Auf den beiden Achterpositionen spielen Slimane (TUN, 20: viel Offensivdrang, nachlässig in der Rückwärtsbewegung, zweikampfschwach) und Hedlund (SWE, 28), der von seiner eigentlichen Stürmposition zurückgezogen wird. Er ist der etatmäßige Standardschütze, Spielmacher und Allrounder in der Offensive. Corlu (DEN, 24: Linksfuß mit starkem Weitschuss) blieb krankheitsbedingt daheim, Pyndt (DEN, 20: aus der U19 hochgezogen, noch ohne Einsatz) sitzt auf der Bank.
Vorne ist Uhre (DEN, 26) als Zielspieler gesetzt. Er zeichnet sich durch sein Stellungsspiel aus, ist aber abgesehen von Abschlussaktionen nur wenig in das Spiel eingebunden. Ganz im Gegensatz zum Ex-Rapidler Pavlovic (SRB, 27), der sich im Aufbau oft weit fallen lässt und dann aber aufs Tore schießen vergisst. Die Alternativen auf der Bank wie Fallenius (SWE, 19), Sidhu (DEN, 20) oder Kvistgaarden (DEN, 19) sind noch nicht über Kurzeinsätze hinausgekommen und haben dort keinen Eindruck hinterlassen.
Ich habe euch die Heat Maps von SofaScore der letzten drei Spiele rausgesucht:

Brøndbys Grundstaffelung ist praktisch immer ein 3-1-4-2. Man sieht, dass Mensah etwas höher agiert als sein Gegenüber und das weite Zurückfallen Pavlovics. Hedlunds Position ist aufgrund der zahlreichen Ecken meist ziemlich verfälscht. Apropos Ecken: die sind eine große Waffe der Dänen! Hedlund ist Rechtsfuß. Bei Ecken von links wird der Fünfer überladen, der Handlungsspielraum des Torhüters eingeschränkt und dann scharf vor das Tor geflankt. Bei Ecken von rechts verteilen sich die Angreifer im Sechzehner und laufen dann ein. Kurioserweise ist man bei gegnerischen Ecken aber mindestens so anfällig. Es wird eine gemischte Deckung gespielt - fünf Raumdecker in V-Formation am Fünfer (sieht man so selten, vielleicht um Hermansen Platz zu geben?), fünf Manndecker davor. Es fehlt da oft an der nötigen Aktivität, um die Bewegungen der Angreifer aufzunehmen.
Die Dreierkette steht im Aufbau auffallend flach, der Torhüter wird kaum eingebunden, es gibt keinen fokussierten Aufbauspieler. Durch die Ausfälle ist aber von den Halbverteidigern eher wenig Initiative zu erwarten. Wenn die Achter nicht entgegenkommen (Slimane und Hedlund sind wie gesagt sehr offensiv orientiert) lässt sich der Spielaufbau dann leicht leiten und am Flügel isolieren. Das Positionsspiel ist da sehr dürftig.
Im Gegenpressing agiert man grundsätzlich gut und engagiert, hohe Ballgewinne waren ein wichtiger Bestandteil am Weg zum Meistertitel. Durch die Fluktuation und vielen Ausfälle ist das aktuell aber natürlich nicht auf dem Niveau des Vorjahres. Die Spieler legen da zu viel Wert auf ihre Positionierung in der eigenen Formation, antizipieren Pässe und Läufe nicht bzw. dadurch zu spät.
Erst im eigenen Abwehrdrittel lassen sich die Flügelverteidiger in die Kette fallen. Ist der Ball noch höher, wird Außen gerne etwas spekuliert. Drängt man die Dänen durch längere Ballbesitzphasen zurück, ergibt sich letztendlich eine 5-3-1-1-Staffelung. Uhre bleibt vorne, die Achter rücken am ehesten auf den Gegner raus, die Abwehrkette ist sehr passiv. Insgesamt wird in der Defensive häufig auf den Gegner "vergessen", es wird zu stark raumorientiert verteidigt aber keine Passwege geschlossen oder Läufe aufgenommen.
In der Offensive geht momentan viel nur über Standards, aus dem Spiel heraus versucht man es häufig nach Diagonalbällen am Flügel durchzubrechen und zu Flanken zu kommen. Durch das Zentrum gibt es keine wirklichen erkennbaren Angriffsrouten. In der Schlussviertelstunde wird bei ungünstigem Spielstand gerne die Dreierkette aufgelöst und in ein 4-3-3 gewechselt - mit gemischten Ergebnissen.
Fazit: Brøndby hadert aktuell massiv mit der Eingespieltheit, ist mit nur drei Punkten aus den ersten fünf Spielen denkbar schlecht gestartet. Trotzdem hatte man in jeder der fünf Partien über 50% Ballbesitz und wollte auch nach den zahlreichen Ausfällen spielbestimmend auftreten. Trainer Frederiksen hat bis dato keine Anzeichen gemacht von diesem Kurs abzuweichen. Will man auch gegen Salzburg mitspielen, dann sehe ich da eher wenig Aufstiegschancen für die Dänen.