redbulls7 Ich glaube nicht, dass es am Können scheitert, sondern eher am Wollen.
Flanken gehören bei uns nicht zu den bevorzugten Mitteln im Offensivspiel, wir wollen lieber flach und kontrolliert in die Gefahrenzone kommen. Ich gehe auch davon aus, dass so etwas kaum trainiert wird. Dadurch werden aber günstige Gelegenheiten für Flanken verpasst und die Mitspieler reagieren auch nicht richtig darauf (Laufwege, Rückraumbesetzung). Geflankt wird nur, wenn uns nichts anderes mehr einfällt. Da steht dann aber schon alles (keine Dynamik) und der Flankengeber ist weit abgedrängt (zu hoch und/oder zu weit außen, ideal wäre Strafraumeck).
Mein negativer Höhepunkt aus dem Lille-Spiel ist in der Hinsicht die Entstehung des Beinahe-Elfers. Das gibt mir auch die Gelegenheit noch einmal kurz über Entscheidungsfindung und Roses Einserschmäh zu schreiben. 😅
Über Seiwald und Capaldo wird schnell die Seite gewechselt, dadurch entsteht folgende Situation:
Kristensen hat viel Raum und Zeit für seine Entscheidung, dazu bieten sich auch mehrere Optionen an:
a) Adamu deutet eine Flanke an, die Dynamik und Positionierung wäre dafür auch günstig. Djaló als tiefster Abwehrspieler gibt Adamu den Raum, um hinter Fonte einzusprinten.
b) Aaronson deutet einen Pass in die Füße an. Dazu ist es am Standbild schon zu spät, weil Capaldos Sprint Sanches in den Passweg zieht - aber da war genug Platz.
c) Adeyemi läuft die Schnittstelle IV-AV an.
Was kommt bei Jaissle wie das Amen im Gebet? Der Pass auf den Stürmer, der mit Rücken zum Tor ins Dribbling gehen muss. 🤦 Kristensen wirkt in seiner Aktion auch so, als ob er nur darauf wartet, dass Adeyemi anspielbar ist. Er nutzt den ersten Kontakt nämlich zum Verzögern, wo es nichts zu verzögern gibt.
Das ist in meinen Augen ein fehlgeleitetes Prinzip, weil es die Stürmer aus der Gefahrenzone in verdammt schwierig zu lösende Situationen zieht. Wenn Flanken ein Mittel sein sollen, dann müssen sie hier kommen und nicht erst, wenn man sich am Flügel in eine Sackgasse manövriert hat. Die optimale Lösung der Situation wäre für mich aber Roses Einserschmäh:
Pass diagonal nach innen, während der Stürmer einen Bogenlauf macht, um Platz zu schaffen, dann Pass diagonal auf außen.
- Abwehr muss in einer Sekunde zweimal die Richtung wechseln und verliert dadurch Zugriff und Dynamik.
- Stürmer bekommt Ball mit Tor im Blickfeld und Dynamikvorteil.
- bessere Ausgangsituation für Gegenpressing, wenn einer der Pässe misslingen sollte.
Sowas habe ich seit der Rückkehr zur Raute aber leider nicht mehr gesehen. 😔