Bei der von Red Bull mit großen Ambitionen gestarteten und chronisch defizitären Modemarke Alpha Tauri gibt es weitere einschneidende Veränderungen: Ahmet Mercan, der Alpha Tauri seit 2015 geführt hat, wechselt in die Konzernzentrale von Red Bull, wo er bei dem für Beteiligungen zuständigen Geschäftsführer Oliver Mintzlaff eine Führungsaufgabe übernimmt. Zum Wechsel wird auf Anfrage zwar offiziell geschwiegen, intern ist es aber eine schon fixierte Tatsache. Aus der Bullenzentrale hört man von mehreren Seiten von der aus fachlicher Sicht bemerkenswerten Rochade: Der Mode-Mann Mercan sei nun im Beteiligungsressort von Mintzlaff für die globalen Motorsportaktivitäten des Konzerns zuständig. Hinzugefügt wird dabei, dass Mercan und Mintzlaff seit Langem bestens vertraut und auch privat befreundet seien.
Ist die Absprungbasis für Mercan der Anfang vom Ende der Modemarke? Sicher ist: Die unruhigen Zeiten setzen sich fort. Erst im Herbst des Vorjahres war der zweite Geschäftsführer Bernd Hake abgetreten. An dessen Stelle ist seit Kurzem Karl-Heinz Lauterbach, der für die Modemarke Marco Polo tätig war, an Bord. Seit wenigen Tagen firmiert er im Firmenbuch nun als einzig verbliebener Geschäftsführer. Das Produktmanagement von Alpha Tauri soll nun in den Händen von Isabelle Mi-A Ko liegen, heißt es aus der Bullenzentrale. Die Produktdesignerin war in der Vergangenheit für bekannte Marken wie Calvin Klein, Marc O’Polo, Hugo Boss und die S. Oliver Group tätig.
Tatsächlich soll es bei Red Bull Überlegungen gegeben haben, die Modemarke aufzugeben. Interne Turbulenzen und chronische Verluste hatten an der Geduld der Verantwortlichen genagt. Zudem ist Mintzlaff vonseiten der Eigentümer Mark Mateschitz und Chalerm Yoovidhya (Thailand) angehalten, die Kosten bei den Beteiligungen einzudämmen. Eine folgende interne Prüfung hat dann aber ergeben, dass es mit Alpha Tauri doch weitergehen soll. Das bestätigt auch eine Konzernsprecherin, die schon im Vorjahr den SN versichert hatte, dass Red Bull an Alpha Tauri “natürlich” festhalten werde. Nun heißt es: “An unserer Position hat sich gegenüber dem Vorjahr nichts verändert.”
Es wird bei Alpha Tauri also weitergehen - freilich auf Sparflamme. Die 2015 gestartete Modemarke galt in der Modewelt als eines der ambitioniertesten Projekte in Europa. Enorme Summen flossen in die neue Marke, die Modeansprüche mit Funktionalität verbinden will. Zwar konnte sich Alpha Tauri im gehobenen Modehandel durchaus einen Namen machen, von wirtschaftlicher Ertragskraft ist das Unternehmen aber deutlich entfernt. Phasenweise sollen die Verluste so hoch gewesen sein wie die Umsätze. Modeexperten nennen eine Größenordnung von 20 bis 25 Mill. Euro im Jahr. Die stürmische Phase, in der Alpha Tauri mit Stores wuchs, massiv in Sponsoring und Stars investierte und auf großen Messen in Florenz oder New York prominent vertreten war, sind freilich vorbei. So wurden vor knapp zwei Jahren alle Geschäfte in Österreich aus Kostengründen geschlossen, auch ein großer Flagship-Store in London ist zugesperrt. Damals hieß es, dass man sich künftig verstärkt auf die USA und Asien sowie den Onlineverkauf konzentrieren werde. Eine Strategie, die auch nicht wirklich aufgegangen zu scheint. Die Menge der über das Internet direkt verkauften Produkte dürfte überschaubar sein. Insider schätzen, dass Alpha Tauri mittlerweile keine 20 Millionen Euro Umsatz im Jahr macht.