Mit dem Absteiger aus der Hauptstadt hat die Lizenzabteilung der DFL jedenfalls den schwierigsten Fall der vergangenen Jahre vorliegen – entsprechende Zitate aus eigenen Reihen hat die Organisation nie dementiert. Vielleicht ist nur der Beinahe-Crash von Borussia Dortmund 2004 vergleichbar.
Damals soll der dafür zuständige DFL-Geschäftsführer Christian Müller intern sehr dafür plädiert haben, der seinerzeit finanziell schwerwiegend angeschlagenen börsennotierten Aktiengesellschaft Borussia Dortmund die Lizenz zu verweigern. Durchsetzen konnte er sich nicht, einige Jahre später bekam der ehrenwerte Finanzfachmann den Laufpass.
Mittlerweile hat Hertha als erster Bundesliga-Absteiger selbst eingeräumt, dass die Möglichkeit auf eine nicht erteilte Lizenz besteht. Damit will man nämlich Druck auf jene Anleger ausüben, die eine 2018 herausgegebene Anleihe über 40 Millionen Euro halten. Diese müsste eigentlich jetzt bedient werden, was den finanziellen Kollaps zur Folge hätte.
Deshalb soll die Anleihe flugs um weitere zwei Jahre zu einem besseren Zinssatz verlängert werden. Das gaben die Berliner am Montagabend bekannt. Geschäftsführer Thomas Herrich erklärte, eine schnelle Zustimmung und Unterstützung sei von größter Bedeutung. Die Abstimmungsperiode läuft vom 26. Mai bis zum 19. Juni. Jeder kann sich ausmalen, was passiert, wenn die Geldgeber nicht zustimmen – oder bloß zu spät abstimmen.
Unabhängig, ob der neue Investor 777 wirklich ein Konstrukt aufgesetzt hat, das sich mit der 50+1-Regel verträgt, hängt die Zukunft offenbar an dieser Anleihe. Und damit am seidenen Faden. Wenn die Berliner die Auflagen nicht erfüllen, droht der Absturz bis in die Regionalliga Nordost. Dort spielt bislang die zweite Mannschaft von Hertha BSC. Gegner sind übrigens Vereine wie Berliner AK, Viktoria Berlin oder SV Babelsberg 03. Vielleicht gar keine falschen Gegner, wo die Hertha sich dem Berliner Weg verschrieben hat. Und Demut lehrt dieser Umweg eher als die zweite Liga.