mmh1 also bei Buscemi lese ich da schon viele richtige Aspekte, vielleicht kann das @m4v3rick wieder zusammenfassen lassen? 🧔
Es sind halt eben wirklich viele Teilaspekte, die zur aktuellen Situation beitragen. Es gibt nicht den einen Sündenbock, die eine Stellschraube, an der gedreht werden muss, und dann ist alles wieder gut.
Wie auch vielen anderen ist mir unsere Ausbildung ein zu enges Korsett, das Physis über Technik stellt und eher Athleten denn Fußballer hervorbringt. Die Ausgestaltung Lieferings als Kooperationsclub war in den Jahren, als keine Zweitmannschaften erlaubt waren, sicher sinnvoll wenn nicht sogar notwendig. Aber mittlerweile schränkt das unseren Handlungsspielraum ordentlich ein. Im Abstiegskampf kommt die Ausbildung zu kurz, Tribünensitzer und Rekonvaleszente können nicht unterstützen und Spielzeit sammeln.
Dass man es mit der Jugendlichkeit zu sehr auf die Spitze getrieben hat, wurde meinem Eindruck nach bereits erkannt. Bidstrup, Terzic und Schlager sind ja keine Teenager mehr. Aber wenn man bedenkt, dass auch Ulmer, Solet, Sučić und Capaldo noch bis September (und Koita immer wieder) mit Verletzungen kämpften, dann ist die Hierarchie heuer in ständiger Umwälzung bzw. sicher nicht in der notwendigen Form vorhanden. Durch gute Rotation wurde aus einer Elf, die sich von selbst aufstellt, wieder ein breiter Kader. Das ging halt stark zulasten der Eingespieltheit.
Zur fehlenden Hierarchie im Kader kommt dann auch ein Vakuum an Hausmacht in der Führung. Freund hinterließ natürlich eine Lücke und Jaissles unwürdiger, später Abgang raubt dem Nachfolger die Zeit den Kader richtig kennenzulernen und sich in Position zu bringen.
Bei Struber selbst nehme ich dann zwei große Probleme wahr:
1) meiner Einschätzung nach fehlt es ihm (wie auch von z.B. Akhondi schon prophezeit) am strategischen Tiefgang und der notwendigen Kompetenz in diesem Bereich Inhalte zu vermitteln. Da habe ich einfach gehofft, dass er aus seinen Stationen dazugelernt hat und die ersten Auftritte (zu den Typen passendes 4-2-2-2, gegen Inter ein 4-2-3-1) haben mich da auch sicher geblendet. Denn Real Sociedad war für mich eine Offenbarung, vor allem die außer einem zu mehr Einsatz Pushen nicht erfolgte Anpassung zur Halbzeit. Gegen den LASK habe ich ab der Halbzeit eine gute halbe Stunde gesehen. Es war mir nicht möglich in dieser Zeit eine Struktur zu erkennen. Die Spieler wussten nicht wohin, was recht eindeutig an den Diskussionen nach Fehlpässen abzulesen war (Solet vs LGD, Ulmer vs Kjaergaard). Wenn das kein Ausreißer war, dann haben wir nach der zweiten Länderspielpause also auch noch verlernt, wie wir uns in der Raute bewegen.
2) Struber hat es in seiner Karriere noch nicht geschafft eine Mannschaft aus einem Tief herauszuholen. Das ist jetzt nur eine Ferndiagnose, aber offenbar verstärkt er mit seinem Charakter diese Krisen sogar noch, anstatt mit dem notwendigen Optimismus neue Impulse setzen zu können. Vor diesem Grund ist es umso fataler, dass es am Beginn so gut funktioniert hat, denn eine Krise definiert sich durch den Trend. Niederlagen gegen Sturm und Benfica wären leichter zu verkraften gewesen als nach den Punkten dort gegen San Sebastian und den LASK daheim tor- und punktelos vom Platz zu gehen.
Mein Fazit: der Verein benötigt in der Ausbildung einige Korrekturen; dem Kader fehlt es nach Transfers, Verletzungen und Rotation an Hierarchie und Struktur, dem Trainer an der notwendigen Kompetenz für den schwierigen Spagat in diesem Amt.