Mërgim Berisha: Mit harter Arbeit von der Magdeburger Bank in die Champions League
Meistens wenden sich Spieler – oder deren Management – an ihn, die in einer für sich selbst unbefriedigenden Situation sind. Sei es wegen gesundheitlicher Probleme oder weil ihre Leistungen stagnieren und sie zu wenig spielen. So ging es auch Mërgim Berisha (22) während seiner Zeit beim 1. FC Magdeburg. In der gesamten Hinrunde 2018/19 kam der Stürmer gerade einmal auf 22 Einsatzminuten. Zu wenig für die eigenen hohen Ansprüche. In Absprache mit seinem Stammklub Red Bull Salzburg wurde die Leihe vorzeitig beendet und Berisha wurde im Januar 2019 stattdessen an den SCR Altach verliehen. Der Vorschlag, sich zusätzlich individuell trainieren zu lassen, kam dann in etwa zeitgleich von seinem Berater Robert Masnikosa, der sagt, dass dieser Ehrgeiz und diese Bereitschaft zum freiwilligen Extratraining für ihn mittlerweile längst Grundvoraussetzung für eine langfristige Zusammenarbeit mit einem Spieler ist.
Berisha reagierte auf den Vorschlag zunächst mit einer gewissen Skepsis, wie er im Gespräch mit Transfermarkt verrät: „Meine erste Reaktion war: ,Na okay, schau ich mir mal an.‘ Aber ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet.“ Es folgte das erste Training. „Nach der ersten Einheit konnte ich keine Stelle an meinem Körper nennen, wo ich keinen Muskelkater hatte. Ich wusste nicht, wie ich die zweite Einheit schaffen soll“, erinnert er sich. „Aber irgendwann merkst du plötzlich Veränderungen in deinem Körper, die sind brutal. Du merkst, wie du auf einmal schneller wirst, wie du immer stärker wirst. Plötzlich sprechen Leute dich an und sagen: ,Boah, hast du zugelegt‘. Das motiviert dich, immer weiter zu machen, trotz Muskelkater.“
Das individuelle Training setzt da an, wo das Teamtraining aufhört. Der Spieler wird einzeln betrachtet. Anhand der Werte, die sein Klub erhoben hat und die aus den Spielen vorliegen, werden Stärken und Schwächen in puncto Athletik genau definiert und geschaut, welche Verbesserungen die größten Vorteile im Spiel des jeweiligen Spielers bringen würden. Wäre es für ihn ein Vorteil, die Stabilität in der Zweikampfführung zu verbessern? Oder wäre es für ihn ein Vorteil, die Maximalgeschwindigkeit zu verbessern? Diese Dinge sind stets eng verbunden mit persönlichen Faktoren wie den Einsatzzeiten des Spielers, dessen Position sowie dem jeweiligen Spielsystem und können sich daher auch rasch verändern – beispielsweise bei einem Klubwechsel oder einem neuen Trainer.
Bei Berisha zeigte das Training mit Obenauer und dessen Assistenten Jonas Schmidt schon bald auch auf dem Fußballfeld seine Wirkung. „Ich habe dann auch sehr schnell performt in Altach, wo ich damals gespielt habe“ so der Stürmer, der in der Rückrunde 2018/19 direkt sieben Tore schoss und vier Vorlagen gab. Berisha weiter: „Wir haben gemeinsam geschaut, welche Veränderungen für mein Spiel wichtig sind und daran haben wir gearbeitet.“ Die Folge: Weitere sieben Tore und fünf Vorlagen in der Hinrunde 2019/20 und das Debüt in der deutschen U21-Nationalmannschaft Oktober 2019. Genügend Argumente für Salzburg, Berisha im Januar 2020 zurückzuholen, um mit ihm die Lücke zu schließen, die Erling Haaland (20) mit seinem Wechsel zum BVB gerissen hatte.