Nach längerer Überlegung mein Fazit zu gestern.
Erstmal noch einmal Gratulation an die Mannschaft zu dieser Leistung. Alle haben alles gegeben und sind jetzt doch die Verlierer. Das ist bitter. Doch was ist aus meiner Sicht der Grund dafür? Was haben wir sehr gut gemacht und was nicht?
Zum Guten: Marsch hat die Mannschaft kompakter gemacht und das verdient Anerkennung. Zwar lag es auch am Fehlen von Kimmich, Davies und Tolisso, dass die Bayern nicht so viele Chancen hatten, aber auch wir standen viel besser und ließen den Bayern wenig Raum. Auch offensiv waren wir top, wirklich top, CL Niveau. Es gibt also genug zu loben, kommen wir aber doch zu den Kritikpunkte.
Es ist nicht leicht, Ursachen für die ganzen leichten Gegentore auszumachen. Was auf den ersten Blick einfach nur ein dummer Tormannfehler war (und das war er auch, Cic du...), kann bei näherer Betrachtung auch schlechtes Stellungsspiel sein. So war Wöber nicht auf seinem Platz und es rückte auch keiner heraus, um Müllers Schuss zu blocken.
Was beim zweiten Tor schnell wie Pech von Wöber aussieht, kann man auch anders sehen. So kann Coman gemütlich Meter machen, während Kristensen (aus welchem Grund auch immer) versucht, den Raum zu decken und Coman am 16er spazieren gehen lässt.
Aber auch Wöber könnte man fragen, warum er bei so einem leichten Schuss an den Ball geht. Und hier kommen wir zu viel tief sitzenderen Problemen, die meiner Ansicht nach das Hauptproblem ausmachen.
Wie @mbonheur schon angemerkt hat, verhalten sich unsere Verteidiger ganz anders, als sie es vl normal täten, wüssten sie, dass der Schlussmann dichthält. Wöber wäre vl gar nicht an den Ball gegangen, wenn er Neuer hinter sich gehabt hätte zB.
Dieses Muster zieht sich in anderer Form durch die gesamte Mannschaft. Wenn man nämlich ständig im Hinterkopf hat, dass die Defensive Scheisse bauen wird, dann bekommt man beim Abschluss auch gleich viel mehr Druck in den Hinterkopf. Szobo oder Mergim gestern: wir brauchen dieses Tor unbedingt, deshalb muss er sitzen, weil wir sicher Gegentore bekommen.
Das schafft eine unangenehme Lage und nicht jeder ist ein Haaland, den sowas einfach nicht kümmert.
Mit anderen Worten: durch die vielen Gegentore verhält sich jeder Mannschaftsteil gleich mal defensiver, unsicherer, etc.
Und damit zum Hauptkritikpunkt zu gestern und generell zu Marsch (ja, nochmal, er hat die Mannschaft gut eingestellt).
Ich weiß wirklich nicht, wie oft ich gestern vor dem Bildschirm verzweifelt bin, weil wir sowohl defensiv, als auch offensiv, als auch im MF den Ball behandeln, als wäre er eine Bombe. Diese maßlose Hektik im gesamten Spiel ist ein typisches Marschelement und es bringt unsere Defensive, auch gestern wieder, sehr oft sehr unnötig unter Druck. Ganz zu schweigen von den Tausenden von zusätzlichen sinnlosen Kilometern, die die Spieler abspulen müssen, weil sie nach einem sinnlosen Ballverlust nach hinten arbeiten. Das ist einfach nicht CL tauglich, das kenn ich so nur von Unterhausmannschaften, die sich nicht zutrauen, spielerisch zu Chancen zu kommen. Nun ist das an und für sich kein Problem, sondern eher eine Stärke, denn es bieten sich gerade in Umschaltsituationen so große Räume. Wenn man dann aber ganz unabhängig, ob die Spielsituation dies hergibt, den Ball ständig nach vorn drischt, damit man ja schnell in die Umschaltbewegung kommt, dann artet das zu oben erwähnter Hektik aus, die mitunter tödlich ist, vor allem gegen Spitzenmannschaften. Zahllos sah ich gestern Situationen, wo ein Camara oder Mwepu den Ball viel zu schnell abspielen, ohne Übersicht, ohne Grund und daher oft zum Gegenspieler (Passquote HZ1 63% soweit ich mich erinnere).
Das stresst die Spieler nicht nur und provoziert nicht nur Fehler beim Gegner, es provoziert auch sehr viele Eigenfehler, die dann Konter generieren, in denen unsere Abwehr ins 1 gegen 1 gehen muss. So waren auch sämtliche Gegentore ursprünglich das Produkt eines sinnlosen Ball Verlustes.
Nochmal, das ist Red Bull Fußball, ich liebe diese Art, aber man muss auch mal wissen, wenn es eben gerade nicht geht. Erinnert mich oft an den jungen Thiem, der vor lauter Hektik sofort den Punkt machen wollte, den Ball voll reindrosch und deshalb sehr viele UE erzeugte.
Wir hatten gestern keine einzige ruhige Ballbesitzphase und das war auch schon gegen Sturm mitunter das Problem.
Aus diesem Grund hab ich im Livethread dann auch von Kindergartenfußball geschrieben. Es geht in der Weltspitze einfach nicht, dass man ständig nach vorne spielt. Genausowenig geht es natürlich, wenn man Fodaball spielt und sich das Balli zuspielt. Man braucht aber Ballbesitzphasen, wo man sich dann auch mal ordnen kann, mal runterkommen kann und einmal den Gegner laufen lässt. Dieses Element wird Jesse nie verstehen, genausowenig, wie er je verstehen wird, dass Cic eine fu**ing Niete ist!
Deshalb seh ich auch schwarz gegen Lok und Atletico. Man ist dann in den entscheidenden Situationen einfach zu naiv, zu hektisch, zu unruhig, zu ungefestigt.
Trotzdem, es ist eigentlich unglaublich, dass wir mit zwei Siegen (ausser AM gewinnt in München) noch den Aufstieg schaffen können.
Weitere Anmerkungen: Sucic hat uns sichtlich gut getan. Würd ihn sehr gern mal mit Szobo sehen. Seiwald wäre gestern auch wertvoll gewesen, aber dem Trainer ist das wurscht.
So und zum positiven Abschluss: Mund abputzen, Lektionen lernen, SKN pudern, Lok pudern, Madrid pudern und wir sprechen von einer sensationellen Saison. Gemma Burschen!