Der FC Sevilla ist mit sechs Titeln Rekordgewinner der UEFA Europa League und international einer der erfolgreichsten spanischen Vereine. Julen Lopetegui hat zur Saison 2019/20 das Traineramt übernommen und war mit dem Club bis dato äußerst erfolgreich: in seiner ersten Saison gewann er die Europa League, kam in der Copa del Rey ins Achtelfinale und in der Liga auf den dritten Platz. In der zweiten Saison erreichte man das Achtelfinale der Champions League, kam in der Copa del Rey bis ins Halbfinale und beendete die Saison auf dem vierten Platz.
Vielen dürfte der Name Lopetegui vor allem aufgrund seines aufsehenerregenden Wechsels zu Real Madrid im Jahr 2018 in Erinnerung sein: nach einer beeindruckenden Qualifikation zur WM 2018 wurde sein Vertrag am 22. Mai vor der Endrunde verlängert. Am 12. Juni wurde verkündet, dass er nach der WM via Ausstiegsklausel zu Real Madrid wechselt. Einen Tag später -zwei Tage vor dem WM-Auftakt – wurde er daraufhin vom spanischen Verband entlassen. Seine Amtszeit bei Real Madrid dauerte dann lediglich 10 Spieltage (4-2-4).
Österreichbezug: Max Merkel (Trainer 1969-71), Toni Polster (Spieler 1988-91)
Prominente Abgänge im Sommer:
Luuk de Jong wechselte am Deadline Day leihweise zum FC Barceona. In Bryan Gil (20, LA) und Guilherme Arana (24, LV) hat man zwei Leihrückkehrer für 27,50 Millionen € verkauft.
Prominente Zugänge im Sommer:
Rafa Mir (24, MS) für 16 Mio. von den Wolverhampton Wanderers, 2x eingewechselt
Gonzalo Montiel (24, RV) für 11 Mio. von Club Atlético River Plate, noch nicht eingesetzt
Thomas Delaney (29, DM) für 6 Mio. von Borussia Dortmund, 1x eingewechselt
Ludwig Augustinsson (27, LV) für 5,5 Mio. vom SV Werder Bremen, noch nicht eingesetzt
Erik Lamela (29, RA) ablösefrei von den Tottenham Hotspurs, 3x eingewechselt, 3 Tore
Gesamtmarktwert: 444,90 Mio. €, Platz 4 in La Liga
Durch die Verschiebung des Duells mit Barcelona konnte ich leider kein Spiel live sehen. Die Statistiken der bisherigen drei Saisonspiele zeichnen trotz unterschiedlicher Spielverläufe dennoch ein eindeutiges Bild. Gegen Rayo Vallecano hatte man Dank der frühen roten Karte beim Gegner ein massives spielerisches Übergewicht, gegen Getafe dagegen war es ein Geduldsspiel (der Siegtreffer gelang erst in der Nachspielzeit). Gegen Elche geriet man früh in Rückstand und trotz 9:1 Schüsse in der zweiten Hälfte reichte es am Ende nur zu einem Unentschieden.
In jedem Spiel hatten die Andalusier mindestens 60% Ballbesitz und mindestens 85% erfolgreiche Pässe. Die Zirkulation geschieht für ein derart dominant auftretendes Team auffallend tief. Die Staffelung pendelt aufgrund der tiefen Einbindung des Sechsers zwischen 4-3-3 und 3-4-3.
Da sich Trainer im Laufe ihrer Karriere ja kaum verändern, möchte ich an dieser Stelle aus der Spielverlagerung WM-Vorschau 2018 zitieren:
„[..] Das 4-3-3 dient als feste Formation, die Besetzung der einzelnen Positionen erfolgt nach einem erkennbaren Muster: Im Mittelfeld möchte Lopetegui einen Spielmacher mittig und zwei umtriebige Passgeber und -empfänger auf den Halbpositionen. Die nominellen Außenstürmer sollen regelmäßig in den Zehnerraum einrücken oder auch den Weg durch die Schnittstellen nach vorn suchen. Damit bleiben die Flügel den beiden Außenverteidigern vorbehalten, die folglich über ein hohes Maß an Fitness und Athletik verfügen müssen. Natürlich herrscht innerhalb der Formation eine gewisse positionelle Fluidität. [..]“ Das kann man wohl auch heute noch so stehen lassen.
So klar die Spielweise auch ist, beim Personal gibt es doch einige Fragezeichen bzw. mehrere Optionen: Abwehrchef Diego Carlos wechselt abhängig von seinem Partner (Linksfuß Karim Rekik oder der junge Jules Koundé) die Seite. Außen in der Kette sind Marcos Acuña und Kapitän Jesús Navas gesetzt. Die Passgeber vor Routinier Fernando Reges sind Joan Jordán und entweder Routinier Ivan Rakitić oder der offensivere Papu Gómez. Mittelstürmer Youssef En-Nesyri bindet sich gerne tief ein und wird flankiert von Suso rechts und entweder Oussama Idrissi oder dem stärker ins Zentrum ziehenden Óscar Rodríguez. Erik Lamela scheint (aktuell noch) so etwas wie ein Edeljoker zu sein: drei Einwechslungen, drei Tore.