VfL Wolfsburg-Fußball GmbH
Verlauf des Elo-Ratings der letzten vier Jahre
Der Verein für Leibesübungen Wolfsburg wurde zwar bereits 1945 als Werksmannschaft von Volkswagen gegründet, spielt aber erst seit 1997 in der Bundesliga. Unter Felix „Quälix“ Magath gelang 2008/09 der einzige Meistertitel der Vereinsgeschichte, nach dessen Alleinherrschaft (er war Trainer, Manager und Geschäftsführer in Personalunion) stand man nur zwei Jahre später aber knapp vor dem Abstieg. Nach dem einzigen Pokalsieg 2015 ging es 2017 und 2018 in die Relegation, bevor man unter Labbadia und später Glasner in ruhigere Fahrwasser gelang. Unter ihnen erreichte man die Tabellenplätze 6, 7 und 4.
Der Geschichte entsprechend (Werksmannschaft, spät in die Bundesliga, spärliche Erfolge) ist auch der Anhang eher handzahm: 2018/19 (letzte Saison ohne Einschränkungen) erreichte man Platz 6, beim Zuschauerschnitt aber nur Platz 17 (24.500).
Seit Saisonbeginn ist Mark van Bommel als Trainer im Amt. Nach Lehrjahren als Co-Trainer unter van Marwijk in Saudi-Arabien und Australien übernahm er zur Saison 2018/19 als erste Trainerstation die PSV. Auf den Vizemeistertitel im ersten Jahr folgte die Entlassung kurz vor Weihnachten. 1,5 Saisonen Pause später übernahm er nun bei den Wölfen. Er startete mit fünf Siegen in Folge (wobei er wegen eines Wechselfehlers trotzdem im Pokal gegen Regionalligist Preußen Münster ausschied) außergewöhnlich stark in die Saison, seit Beginn der Gruppenphase sind die Leistungen jedoch enttäuschend.
Österreicherbezug: Pavao Pervan und Xaver Schlager im Kader, Oliver Glasner als Ex-Trainer
Prominente Abgänge im Sommer:
Brekalo (23, LA) verliehen an FC Turin
João Victor (27, LA) für ??? zu Al-Jazira
Pongracic (23, IV) verliehen an Borussia Dortmund
Prominente Zugänge im Sommer:
Bornauw (22, IV) für 13,5 Mio. € vom 1. FC Köln, bereits 8 Einsätze
Waldschmidt (25, HS) für 12 Mio. € von Benfica Lissabon, 7 Einsätze
L. Nmecha (22, MS) für 8 Mio. € von Manchester City, 7 Einsätze, 2 Tore
Philipp (27, HS) für 7,5 Mio. € von Dinamo Moskau, 7 Einsätze, 1 Vorlage
Lukébakio (23, RA) leihweise von Hertha BSC, 8 Einsätze, 1 Tor, 1 Vorlage
Vranckx (18, ZM) für 8 Mio. € von KV Mechelen, Debüt gegen Union Berlin
F. Nmecha (20, OM) ablösefrei von Manchester City (ja, der Bruder), Debüt gegen Union Berlin
van de Ven (20, IV) für 3,5 Mio. € vom FC Volendam, ohne Einsatz
Ausfälle:
Schlager (24, ZM) Kreuzbandriss
Guilavogui (31, DM) Gelb-Rot-Sperre
Weghorst (29, ST) Quarantäne
Dazu wurden William (26, RV) und Mehmedi (30, HS) nicht für die Champions League gemeldet.
Spielweise
SofaScore-Heatmaps der letzten drei Spiele
Es klingt etwas plump, aber Wolfsburg spielt genau so, wie man das von BvM-Schüler MvB erwarten konnte: man staffelt sich in einem 4-2-3-1 mit konservativer Doppelsechs und einer recht starren Raute in der Offensive (=Zehner klar hinter den Flügeln, Flügel eingerückt und klar hinter dem Stürmer).
Im Spielaufbau wird viel und geduldig, aber wenig druckvoll und risikoarm in der Viererkette zirkuliert. Nur Lacroix streut gelegentlich Vertikalpässe oder Dribblings ein. Casteels wird eher nur eingebunden, wenn man in Bedrängnis gerät. Die Sechser agieren meist passiv und auf einer Höhe, dennoch gibt es eine klare Aufgabenteilung: der „Anker“ unterstützt im Aufbau auf seiner Seite kaum und bleibt im Angriffsvortrag als Absicherung zurück. Der „Spielmacher“ kann auf seiner Seite auch zwischen Innen- und Außenverteidiger herauskippen, aus dem Halbraum andribbeln und im Offensivspiel mit nach vorne schieben.
Im zweiten Drittel geht es hauptsächlich über die Außenverteidiger nach vorne, die ihre Flügelspieler oder den Spielmacher für Doppelpässe suchen. Das Zentrum wird im geordneten Aufbau kaum bespielt, es gibt auch keinen echten Zehner im Kader. Auf der Position wird entweder ein zusätzlicher Flügelspieler (Lukébakio) oder eine hängende Spitze (Philipp, Waldschmidt) aufgeboten. Aus den Flügelräumen folgen dann Flanken, je nach Ballhöhe auf ballfern einlaufende Mitspieler oder scharf hinter die Abwehr auf den einlaufenden Stürmer. Zur Vorbereitung dieser Hereingaben sind die Dribblingqualitäten der Flügelspieler gefragt.
Das Umschaltverhalten nach Ballverlust ist aus meiner Sicht die große Schwachstelle. Das ist weniger ein Gegenpressing, als dass der ballnächste Spieler einfach kompromisslos in den Zweikampf geht, während sich die Hintermannschaft horizontal zusammenzieht. Da ist man wirklich alles andere als zimperlich. Gegen Lille und Sevilla gab es je sechs gelbe und eine gelb-rote Karte. Wie es gegen Union bei nur einer blieb, verstehe ich eh heute noch nicht. Spieler vor dem Ball reagieren nur schleißig, dadurch ist man für einige Sekunden horizontal kompakt, aber vertikal gestreckt. Außerdem fehlt es an den gruppentaktischen Automatismen in der Restverteidigung. Man ist in diesen Situationen vor allem gegen diagonale Schnellangriffe anfällig.
Baut der Gegner von hinten auf, stellt man im 4-2-1-3 hoch zu. Ohne Weghorst fehlt aber der Anführer im Pressing und mit mutigem Passspiel kann man sich über die Räume hinter den Flügelspielern befreien. Bei längeren Phasen ohne Ball wird der VfL gerne passiv und zieht sich kompakt zurück. Gerade in den Flügelzonen werden die Gegenspieler dann nur halbherzig gestört und man verlässt sich bei Flanken gerne auf die Athletik in der Hintermannschaft.
Denn nach Ballgewinnen ist man brandgefährlich. Die Offensivspieler sind allesamt schnell (auch mit Ball am Fuß) und dribbelstark und werden schon nach nur wenigen Ballberührungen in Laufduelle mit den gegnerischen Verteidigern geschickt. Auch Spielverlagerungen werden in solchen Situationen gut erkannt und druckvoll ausgespielt.
Bei Standards agiert man vorne wie hinten eher unauffällig. Läufe werden nur halbherzig verfolgt, die Raumverteidigung bei Eckbällen ließe sich ausnutzen.
Im Tor ist Koen Casteels gesetzt, auch wenn er zuletzt ein paar Unsicherheiten zeigte. Vor ihm wird nach seiner Sperre Maxence Lacroix als halbrechter Innenverteidiger zurückkehren und den Spielaufbau übernehmen. Neben ihm hat aktuell Neuzugang Sebastiaan Bornauw die Nase vor dem hölzernen John Brooks. Als rechter Außenverteidiger ist Kevin Mbabu gesetzt – ein AV ohne Schwächen, der an der Außenlinie lebt. Gegenüber saß Paulo Otávio nach seiner Sprunggelenksverletzung gegen Union erstmals wieder auf der Bank. Schwer zu sagen, ob man ihn schon für die Startelf einplant. Sein Ersatzmann Jérôme Roussillon ist im Gesamtpaket schwächer als Otávio oder auch Mbabu, agiert etwas tiefer, zieht dafür aber auch gerne diagonal nach vorne.
VfL-Rekordspieler Maximilian Arnold ist nach der Verletzung von Xaver Schlager und der Sperre von Joshua Guilavogui auf der Doppelsechs gesetzt. Seine Rolle und genaue Position hängen dabei wohl von seinem Partner ab. Gegen Union kam der junge Aster Vranckx zu seinem Debüt und übernahm halbrechts die Rolle des Spielmachers, daher rechne ich mit dieser Variante auch gegen uns. Der junge Belgier zeigte sich dabei etwas überambitioniert und ungestüm. Mit Allrounder Yannick Gerhardt gäbe es dazu noch eine erfahrenere Variante für halblinks im Kader.
In der offensiven Dreierreihe gibt es die meisten Optionen. Ich würde aktuell außen auf die bereits etablierten Renato Steffen und Ridle Baku tippen. Baku ist die defensiv aktivste Option und kann die Vorstöße Mbabus sichern. Dazu rechne ich mit Hertha-Leihgabe Dodi Lukébakio zentral, der eigentlich auf den Flügeln zu Hause ist. Maximilian Philipp und Luca Waldschmidt sind weitere Optionen auf dieser Position. Wout Weghorst wäre die einzige echte Spitze im Kader, durch seine Athletik sehr wertvoll für das Offensivspiel und Taktgeber im Pressing. Sein Ersatz Lukas Nmecha ist wie die anderen Offensivspieler eher Halbstürmer – mit starker Technik und im Abschluss, aber nicht annähernd der Präsenz eines Weghorst.
Die Offensivspieler kommen alle für mehrere Positionen in Frage, rotiert wird im Spiel aber praktisch nur wenn auch gewechselt wird.
Mein Tipp: 1:0 für Salzburg