Ein früherer Studienkollege hat in einer vorwissenschaftlichen Arbeit im Gymnasium sogar mal versucht dem Mythos eines attraktiven/schönen Tores auf die Spur zu kommen. Dabei hat er mit Befragung über Fragebögen gearbeitet, um im bayerischen Amateurfußball herauszufinden, welche Art von Toren bei Spielern, Trainern und Zuschauern in der Attraktivitätsskala am weitesten oben sind. Und schon damals (das muss so 2006 oder 2007 gewesen sein) war einer der Trends, den er in seine Conclusio geschrieben hat, dass Tore mit geringer Wahrscheinlichkeit in der Regel eine sehr hohe Attraktivität für alle Beteiligten haben (ausgenommen natürlich zB Weitschusstore, bei denen der Torhüter patzt).
Heute würde man vielleicht dazu sagen: je niedriger der xG-Faktor eines Tores, desto höher die Attraktivität. Und Weitschüsse haben nun mal in der Regel einen niedrigen xG-Wert. Gut möglich, dass es auch daran liegt, dass bei so Abstimmungen über die besten/schönsten Treffer eigentlich regelmäßig Weitschusstore einen hohen Anteil der Vorschläge ausmachen, weil auch Journalisten, die diese Vorauswahl treffen, die Attraktivität von Weitschusstoren sehr hoch einschätzen. Das trifft genauso auf Tore aus schwierigem Winkel zu, die haben natürlich auch hohe Attraktivität (zB van Basten bei der EM 1988).
So wirklich geil herausgespielte Team Goals oder ein Messi-Solo von der Mittellinie gibt es halt leider fast noch seltener als ordentliche bis gute Weitschusstore.
Hier für mich die Mutter der Team Goals:
Und das kranke Messi-Solo damals gegen Getafe:
Oder die beiden:
Man braucht sich ja nur mal selbst die besten/schönsten/attraktivsten Tore, die man je gesehen hat, vor das geistige Auge holen. Da werden bestimmt auch viele dabei sein, die aus großer Distanz erzielt wurden. zB dieser kranke Freistoß damals von Roberto Carlos für Brasilien gegen Frankreich:
Oder ein Diego seinerzeit für Bremen von hinter der Mittellinie (zugegeben ins leere Tor - aber schafft sicher auch nicht jeder, den zu machen):