PatientZero Vielleicht komme ich heute dazu, dann ziehe ich mir zumindest die Highlights und Stats rein. Dann könnte sich noch ein Beitrag zur Vorbereitung ausgehen, bevor ich in den Urlaub düse…
Sodawasser, jetzt ist es soweit: quem é o Sport Lisboa e Benfica?
Grundstaffelung & Stammformation
Das sind die durchschnittlichen Positionen der ersten fünf Ligapartien (laut SofaScore):
Da erkennt man ein klares 4-2-3-1 mit einem sehr kompakt agierenden Offensivquartett, Breite gebenden Außenverteidigern und einem weiträumig gestaffelten Sechserpärchen. Nach Einsatzzeiten ist das die aktuelle Stammbesetzung:
Musa (33)/Cabral (9)
Mário (20) - Rafa (27) - Di María (11)
Kökçü (10) - - - Neves (87)
Aursnes (8) - - Otamendi (30) - - - Silva (4) - - - - - Bah (6)
Soares (24)
Wie gestern schon diskutiert, sollen der verletzte Neuzugang Jurásek genauso wie der verletzt geliehene Bernat zwar mittlerweile wieder zur Verfügung stehen, ich gehe aber trotzdem von Aursnes als LV aus. Der eigentliche ZM hat eine ziemlich ungewöhnliche Karriere hingelegt: spielte noch mit 25 in der Heimat bei Molde, dann holte ihn Feyenoord für eine halbe Million und ein Jahr darauf war er Benfica schon 13 Millionen wert. Seit dem Wechsel ins Ausland hat er auch schon 16 Einsätze im Nationalteam absolviert. Das nenne ich einen Aufstieg!
Trubin hat Soares im letzten Ligaspiel zwischen den Pfosten abgelöst.Ich kann nicht einschätzen, ob das ein Antesten oder die direkte Ablöse war, nachdem Trubin erst im August verpflichtet wurde. Am Saisonbeginn stand dort ja noch Vlachodimos.
Spannend ist auch die Kombination aus Nicolás Otamendi (35 Jahre, Weltmeister) und António Silva (19 Jahre, Eigengewächs und Riesentalent) in der Innenverteidigung. Generell hat man eine gute Mischung drin, vor João Neves (18 Jahre) hat man ja auch noch Rückkehrer Ángel Di María (35). Die Ersatzspieler in der Offensive sollte man auch nicht ganz ausklammern. David Neres (2 Assists) und Casper Tengstedt (1 Tor) haben in der noch jungen Saison bereits anschreiben können.
Durchschnittlich 591 Passversuche, 86 % Passquote, 62 % Ballbesitz in der noch jungen Saison. Ich sollte wirklich wieder mehr Fußball schauen, denn eine Schmidt-Mannschaft habe ich mir anders vorgestellt. Pressing ist nicht das dominante Stilmittel. Auffällig im Spiel der Adler ist dagegen die bereits erwähnte Kompaktheit der Offensive. Gefühlt befinden sich am Ende jeder Offensivaktion alle vier im Zentrum (also zwischen der gedachten Verlängerung des Fünfmeterraumes). Mário, Rafa und Di María sind halt auch wirklich technisch hervorragende Spieler und sie suchen den Kontakt zueinander, um nach kleinräumigen Dribblings Bälle durchzustecken, hinter die Kette zu lupfen oder bei passender Gelegenheit aus mittlerer Distanz direkt aufs Tor zu schießen. Dass Mário (Rechtsfuß) und Di María (Linksfuß) invers agieren, verstärkt diese Tendenzen noch zusätzlich. Beispielhaft habe ich hier den Schnellangriff zum 1:0 gegen Vitória SC nach Einwurf nahe der eigenen Eckfahne:
Der Kontakt zwischen den vieren reißt nie ab und sie ziehen die Abwehrspieler nicht auseinander, was mMn schon eine Eigenheit ist. Rafa sprintet nach dem Pass nach außen hinter die Abwehr (macht er gerne) und zwingt den Verteidiger damit letztendlich zum Eigentor in dieser Szene.
Für die notwendige Breite im Offensivspiel sorgen wie zu erwarten die Außenverteidiger. Wobei gerade bei Aursnes das großartige Raumgefühl hervorzuheben ist. Befindet sich der Ball auf der gegenüberliegenden Seite, dann schwimmt er in seiner Position, um die Wege bei einem Ballverlust kurz zu halten, schafft es im Gegenzug aber sehr verlässlich bei Seitenwechseln mit Dynamik an der letzten Linie anspielbar zu sein. Dass seine Stammpositon ein noch besseres Raumgefühl erfordert, kommt ihm da offensichtlich zu Gute. Die Mannschaft hat insgesamt ein sehr gutes Gefühl dafür, wann sie vom Ballbesitz in eine Offensivaktion gehen kann, wann man den Abschluss und wann doch noch ein Zuspiel suchen soll oder wann sie Aktionen abbrechen und neu aufbauen muss. Dann gibt’s nämlich auch noch zwei Sechser, die gut und gerne aus der Distanz schießen.
Mit einem feinen Füßchen wie Di María am Platz sorgen natürlich auch ruhende Bälle immer wieder für Gefahr. Es darf uns also nicht wundern, wenn der ein oder andere Feingeist unter Todesschmerzen zu Boden geht, wenn er sich in Strafraumnähe festgedribbelt hat.
Das alles soll aber nicht heißen, dass Benfica nicht verwundbar wäre. Wenn man sich nicht zu sehr einigelt, dann hat die portugiesische Restverteidigung viel Raum abzudecken und da funktionieren die gruppentaktischen Abläufe nicht wirklch sauber. Otamendi geht wie eh und je aggressiv auf den Ballführenden, daneben wird aber nicht aufmerksam darauf reagiert (Abwehrdreieck!). Auch bei längeren Phasen gegen den Ball wirkt die Hintermannschaft etwas passiv.
Über das Verhalten im Umschalten und im Spielaufbau kann ich leider nicht viel sagen, davon sieht man in Highlights für gewöhnlich wenig. Aber ich denke, dass unser Pressing selbst für eine Mannschaft unter Schmidt ungewöhnlich intensiv ist und für Probleme sorgen kann. Es wird aber einfach entscheidend sein, dass wir schnell in die Zweikämpfe kommen. Dabei stellt sich halt die Frage aus welcher Staffelung heraus wir agieren. Spielen wir mit Raute, dann müssten unsere Achter gegen Mário und Di María arbeiten. Das würde ich favorisieren, denn ansonsten könnten wir wirklich ins offene Messer laufen. Dann wird die Leistung unserer AV aber doppelt wichtig, weil sie oft alleine gegen ihren Kontrahenten agieren müssten und im Offensivspiel die Unterzahl ausgleichen müssten.
Ich bin schon sehr gespannt, aber nicht mehr so pessimistisch wie noch gestern.