Ich gebe erst heute meinen Senf zur Leistung, weil drüber schlafen immer gut ist für die Einordnung und es eh schon eine Leistnug ist neben einer Hochschwangeren die 90 Minuten halbwegs zu erleben.
Lijnders hat mit seiner Aufstellung überrascht, zumindest mich. Mit Nene, Yeo, Gloukh und Kjærgaard waren da praktisch alle Optionen für links offensiv gemeinsam auf dem Feld. Die Überlegung dürfte wohl gewesen sein, dass man die form- und spielstärksten Spieler in der Startelf haben wollte, um den Gegner zu überrollen und den Kessel verstummen zu lassen. Das war aber auch nicht ohne Risiko: die Besetzung war so komplett neu und es konnten nicht alle auf ihrer stärksten Position spielen. Damit ist natürlich fraglich, wie gut das eingespielt ist. Man verzichtet damit auch auf körperliche Präsenz, gerade bei Standards. Gloukh, Nene, Yeo sind alle unter 1,75 m groß, Daghim und Ratkov um 10 bzw. 20 cm größer.
Oosting hat aber auch etwas umgestellt und damit riskiert: zu Salah-Eddine auf rechts war er praktisch gezwungen. Der war mit seiner Wendigkeit aber ein guter Fit, ebenso das Vorderlaufen auf seinen stärkeren Linken. Dazu standen mit van Wolfswinkel und Lammers beide Neuner in der Startelf. Eine klare Ansage zu mehr Offensive zulasten der Spielkontrolle im Mittelfeld.
Lijnders Hoffnungen gingen zunächst auf: man konnte die Spielfreude aus der Liga mitnehmen, die Kombinationen waren flüssig, nach 25 Minuten stand es 2:0 gesamt 4:1. Die Formation war aber kein 4-3-3, sondern auffällig verschoben: Yeo wich immer mehr auf den linken Flügel aus, wodurch Oscar nach hinten und Kjærgaard vor ins Zentrum geschoben wurden. Schon beim ersten Tor sieht man das gut:
Ich vermute einmal, das uns das “passiert” ist, weil Bidstrup gegen BW Linz als Neuner getroffen hat. Die Dänen als falsche Neuner waren echt eine wilde die Idee, die auch noch aufging.
Trotzdem kam man mit Fortdauer der Partie noch in Bedrängnis, aus mehreren Gründen:
1) die Abstimmung hinten ist noch nicht optimal. Bei den personellen Änderungen ist das verständlich, von Blaswich habe ich mir nach den Lobpreisungen aber mehr ordnende Hand erwartet.
2) das Risiko der fehlenden körperlichen Präsenz ging bei den Eckbällen leider völlig nach hinten los.
3) wir brauchen Ballbesitz als Defensivstrategie. Für Ruhepausen und Spielkontrolle nach früher Führung müssen wir es schaffen, Ball und Gegner risikolos laufen zu lassen und so Zeit von der Uhr zu nehmen. Das ist in einem KO-Duell so kurz nach Saisonstart natürlich sehr viel verlangt, weil dir da auch die Taktikpsychologie alles über den haufen haut.
4) die Wechsel: Oosting hat nach und nach alles ausgewechselt, was kein gelernter Stürmer ist, wodurch das Spiel natürlich hektisch wird. Das ist verdammt unangenehm, wird dir abgesehen von einem KO-Rückspiel aber praktisch nie passieren. Selbst da macht das kaum wer. Die haben das aber in der Situation sogar noch sehr geordnet auf den Platz gebracht, was mMn Anerkennung verdient. Lijnders auf der anderen Seite musste sein geglücktes Experiment auflösen, weil er dafür schon alles auf dem Platz hatte. Von den Einwechselspielern kam leider nicht viel, ich möchte sie aber auch in Schutz nehmen: die Mannschaft agierte nach dem Doppelwechsel nicht mehr geschlossen.
Wenn Kjærgaard einfach den Elfer verwertet, dann erleben wir wahrscheinlich eine andere Schlussphase. So müssten halt zumindest alle an einem Strang ziehen. Es ging gestern noch einmal gut und es war gestern wieder ein großer Schritt vorwärts. Ich vertraue auf Lijnders & Co., das sie wieder ihre Lehren daraus ziehen und mit der Mannschaft in den kommenden Wochen daran arbeiten.