Also bei den Begleitumständen zu der gestrigen Partie kam schon wieder wirklich viel zusammen:
Maccabi hatte daheim eine ganze Trainingswoche zur Vorbereitung auf das Spiel, wir nach 85 Minuten Unterzahl gegen Altach zwei Tage Anreise in ein Land im Lockdown. Zum Anpfiff hatte es 28° bei 70% Luftfeuchtigkeit, der Rasen war rutschig und uneben.
Alles keine guten Voraussetzungen, wenn man seinen Gegner gerne überpowern möchte. Die jeweils ersten Aktionen jeder Halbzeit haben dann auch gezeigt, dass das die Marsch-Richtung war und wo das Problem darin liegt - bei dem Geläuf gelingen vertikale Kombination eher nur zufällig. Bis zum Rückstand und darüber hinaus hatte man aber das Gefühl, dass die Mannschaft unbeirrt den Matchplan durchziehen will. Dann waren die Spieler, wie Ralle im DAZN-Kommentar richtig bemerkte, zunehmend mit sich selbst beschäftigt. Da haderte jeder mit den eigenen Aktionen mit und gegen den Ball, es wurden mehr und mehr falsche Entscheidungen getroffen und es waren immer weniger zusammenhängende Aktionen zu sehen. Der Halbzeitpfiff kam nicht ungelegen.
Dann kam mit Koitas Einwechslung nicht nur neuer Schwung, sondern auch eine andere Struktur auf den Platz. Szoboszlai agierte links höher, Daka weiter rechts und Koita etwas hängend zentral. Die Abwehrkette konnte im Aufbau so besser unter Druck gesetzt werden, Daka die Schnittstelle Baltaxa-Davidzada anbohren (da hatte er schon vor dem Seitenwechsel die besten Aktionen und das war klar eine Schwachstelle) und Koita mit Anlauf hinter die stehende Kette gehen. Außerdem kippte öfter einmal ein Sechser heraus, wodurch die tiefe Zirkulation deutlich angekurbelt wurde.
Nach 20 Minuten war aber der Zauber leider wieder vorbei, Marsch forderte mehrmals lautstark ein 4-2-2-2 ein. Warum auch immer, vermutlich war er sich der Sache sehr sicher und wollte etwas Spielkontrolle in "seiner" Formation trainieren. Gefallen hat mir das nicht.
Denn ich tu mir nach dem Gezeigten sehr schwer die individuellen Leistungen von den strukturellen Problemen und äußeren Umständen zu trennen. Der Gegner war zwar personell stark geschwächt, der Abwehrverbund aber kaum und dadurch erhielten wir die "klare Favoritenrolle" umgehängt und die Israelis die Freiheit im eigenen Stadion auf Konter zu spielen. Mit dem 5-3-2 bereiteten sie uns dann einige große Probleme: Wöber und Ramalho standen im Aufbau in Gleichzahl, riskante Eröffnungen sah man auf der Seife daher nur sehr selten. Auch die AV waren schnell zugestellt, weil die Seitenwechsel nicht druckvoll genug gespielt werden konnten. Kam man doch einmal geordnet ins Mittelfeld, gab es da mehrere Probleme: Bernéde und Mwepu hatten nicht ihren besten Tag und fanden keine passenden Antworten auf die Umstände (Toni war generell nicht gut, Enock hielt oft den Ball viel zu lange), vor ihnen standen sich vier Leute quasi auf den Füßen an der letzten Linie. Bei Ballverlusten gabs damit eine schlechte Struktur um ins Gegenpressing zu kommen und schöne Konterräume für die Israelis.
Fazit: trotz grindiger Ausgangslage hätte ich geglaubt, wir agieren nach dem lehrreichen letzten Jahr und ohne Umbruch etwas cooler im Playoff. Aber es geht halt trotz allem um sehr viel - und ein 2:1-Auswärtssieg nach Rückstand ist natürlich alles andere als ein Beinbruch. Ich will jetzt nur hoffen, dass alle gesund zurückkommen, Junuzovic für das Rückspiel als Stabilisator fit wird und Marsch in der Ausrichtung ein bisserl auf den Gegner eingeht.