Ich habe mir den Podcast von Sander und Akhondi zum Lehrgang angehört und ich will mein Destillat der Erkenntnisse hier kurz zusammenfassen:
Was hat sicher verändert im Vergleich zu Foda? Das Losglück ist weg. 🧔 Das machen wir aber mit gesteigertem Selbstbewusstsein wieder wett. Rangnick hat gegen einige der stärksten Mannschaften Europas ohne Angst vor Niederlagen oder schlechter Presse getestet. 26 eingesetzte Spieler, darunter mit Wimmer, Schmid und Cham (alles Gute zum Geburtstag!) drei Debütanten. Es werden keine Gegner mehr starkgeredet oder Ausreden gesucht, sondern Ziele formuliert und Verantwortung übernommen. Dazu kommen frühere und offensivere Umstellungen und Wechsel.
OK, und am Platz? Da sind wir im Pressing strukturierter. Auch unter Foda wurde für Nationalmannschaftsverhältnisse immer hoch und intensiv gepresst, aber nicht ganz so hoch und vor allem nicht so gut strukturiert und abgesichert. Es macht halt schon einen Unterschied, ob ich nur nur das richtige Werkzeug oder auch eine Gebrauchsanweisung dabei habe.
Der größte Fortschritt wurde bislang im tiefen Spielaufbau gemacht. So mutige und erfolgreiche Pässe in der ersten Linie wie in den letzten Spielen (vor allem mit Pentz) hat man im A Team davor noch nicht gesehen. Wir können den Ball also auch gegen hohes Pressing behaupten. Was noch fehlt sind jetzt Fortschritte im Übergang sowie das Ausspielen der Aktionen nach Ballgewinnen.
Strukturell hat sich auch etwas getan. War man bei Foda hauptsächlich im 4-2-3-1 oder 3-4-3 gestaffelt, so sieht man jetzt 4-2-2-2 oder 3-4-1-2-Formationen. Das sagt isoliert betrachtet nicht viel aus, aber um der Chronistenpflicht nachzukommen sei es hier erwähnt.
Und personell? Man hat so seine Schwachstellen. Pentz und Lindner sind keine Heilsbringer im Tor, aber Pentz bringt für die verfolgte Spielidee unerlässliche Qualitäten mit. Damit kann man arbeiten. Die Innenverteidigung ist sehr gut besetzt, das zentrale Mittelfeld ist sehr gut, aber dünn besetzt. Waren alle vier fit, haben auch alle vier gespielt. Ich hoffe, bei Rangnick steht auf der To Do-Liste ganz oben bei nächster Gelegenheit Florian Grillitsch zu integrieren. Weder Schlager noch Seiwald besitzen die individuellen Fähigkeiten, um unser Aufbau- und Übergangsspiel auf die nächste Stufe zu bringen.
Außen sieht es etwas mager aus. Trimmel und Ulmer sind 35/36, Lainer (auch schon 30) hat ein schweres Jahr, Lazaro stagniert, Wöber wird quasi erst angelernt. Links durften sich daher auch schon Weimann und Sabitzer probieren, Wolf wurde dafür einberufen. Aber das kann auch wieder in die andere Richtung gehen. Lazaro spielt bei Turin jetzt endlich, Lainer traue ich zu, dass er sich zurückbeißt und Wöber hat Spaß auf der neuen Position.
Vorne sind wir an und für sich breit aufgestellt. Die Stürmer treffen in den Vereinen (Schade ist es nur um Pechvogel Kalajdžić), im offensiven Mittelfeld wurden einige Optionen angetestet. Eine Fähigkeit, die uns jedoch stark abgeht, ist der Tiefenlauf. Erst dadurch bekommt das Umschaltspiel Biss! Onisiwo hat den Speed, was man so hört soll das auch Chams Stärke sein (hab ich noch nicht gesehen). Um das zu forcieren, sollte man endlich auch Adamu mitnehmen! Mannschatsdienlich, schnell, 4 Tore in 220 Spielminuten. Worauf wartet man da noch?
Blick in die Zukunft: mit dem Dreifachwechsel gegen Kroatien hat Rangnick gegen uns gekippt. In einem Spiel, das wir unbedingt gewinnen müssen, wird er so etwas wohl nicht riskieren. Ich hoffe, Rangnick schaut sich Grillitsch und Adamu beim nächsten Lehrgang an und kann damit im Ballbesitzspiel noch einen Schritt nach vorne machen. Die Abstimmung im Pressing kommt mit zunehmender Spielpraxis ohnehin von selbst (vor dem 0:1 war das gestern ein Schas; ich würde gerne wissen, wer da aus Sicht Rangnicks wirklich falsch reagiert hat). In der Qualifikation wird man vermutlich in 6 von 8 Spielen Favorit sein. Diese Ausgangslage hatte Rangnick jetzt noch nicht. Aber ich denke, dass wir dafür schon bestens gerüstet sind.
Ich freue mich (wieder) auf die nächsten Länderspiele!