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  • Status Quo RB Pressing

Ricardo Moniz hat am Sonntag nach dem Sieg gegen Tabellenführer Ferencvaros auf der Pressekonferenz für mich erstaunliches von sich gegeben: „Unsere Philosophie war erfolgreich, wir haben hoch angegriffen, dafür haben wir sehr hart trainiert. Wir haben kein großes Budget, wir haben nicht viel Geld, wir müssen die Arbeit reinstecken. Wir sind so weit gekommen, dass wir fünfundneunzig Minuten lang Druck ausüben konnten. Wir haben hart gearbeitet, um die verlorenen Bälle innerhalb von fünf Sekunden zurückzuerobern und innerhalb von acht Sekunden einen Gegenangriff zu starten. Jeder Ungar kann stolz darauf sein, wofür ZTE steht: Wir bilden diese Spieler aus.“ Der scheint die RB Philosophie jetzt stärker anzuwenden als zu seiner Zeit bei uns. Und wir jetzt.

PatientZero Und auf der Gegenseite: modern ist, was erfolgreich ist. Erfolgreich ist, was möglichst viele Gegner vor Probleme stellt.
Deshalb folgten Trends lange Zeit einem Muster: alle spielen irgendwie den gleichen Stiefel. Einer überlegt sich etwas, das gut gegen diesen Stiefel funktioniert und ist damit erfolgreich. Andere imitieren diesen neuen Stil, bis wieder alle denselben Stiefel spielen…
Mittlerweile sind wir meiner Meinung nach an einem Punkt angekommen, wo dieses Rad durchgespielt ist und alles parallel funktioniert. Daher ist es weniger entscheidend, ob man im Trend liegt, sondern wie gut durchdacht die eigene Spielidee ist und wie gut sie umgesetzt wird.

Kontinuität und Geduld sind für eine langfristig erfolgreiches System wohl unabdingbar. Und für mittelständische Vereine wie Salzburg ist ein durchgehendes System wohl die einzige Möglichkeit im Konzert der ganz großen halbwegs gut mitspielen zu können. Doch mMn ist Pressing aktuell doch sehr im Trend und möglichst viele Vereine versuchen einen ähnlichen aktiven Fußball spielen zu lassen. Selbst in der Bundesliga gibt es genügend Vereine die es versuchen, auch wenn sie es nicht zugeben wollen.

Früher oder später werden mit Sicherheit neue Systeme gespielt, welche womöglich mit einem sehr aktiven Spielstil wie dem Pressing gut zurecht kommen. Sagen wir eine Art Neo-Catenaccio. Stellt sich dieses System als erfolgreich heraus, wird dieses System womöglich der Sargnagel für das moderne Pressing, so wie das Pressing das Tiki Taka ersetzt hat.

    Boghossian Früher oder später werden mit Sicherheit neue Systeme gespielt, welche womöglich mit einem sehr aktiven Spielstil wie dem Pressing gut zurecht kommen.

    Es gibt ja eh Ansätze, gegen die sich der klassische “RB-Fußball” schwer tut - aber auf die kann man sich einstellen und ebenfalls kontern:

    • Ballbesitz aufzwingen, Zentrum schließen. Sieht man eh häufig in der heimischen Liga. Dagegen braucht es mehr Geduld als die plakativen 10 Sekunden bis zum Torabschluss und vor allem mehr Breite im Offensivspiel + gute Rückraumbesetzung (siehe letztes Spiel gegen Altach).
    • Pressing anlocken, dann Spielverlagerungen auf ballferne Seite. Dagegen strauchelt vor allem die Raute und das gab es international einige Male, vor allem von Gegnern auf Augenhöhe (z.B. Wolfsburg). Ein Wechsel auf 4-3-3 oder angepasste Staffelungen im Mittelfeld (weniger extremes Verschieben) können das eindämmen.
    • Pressing konsequent spielerisch auflösen. Vor allem Spitzenmannschaften suchen mit uns auch schon einmal “suchs Balli!”. Da muss man die erste Aufbaulinie dann einfach ignorieren und die Pressinglinie nach hinten verschieben, sonst werden die abzudeckenden Räume zu groß bzw. geht dir früher oder später die Luft aus.

    Boghossian Stellt sich dieses System als erfolgreich heraus, wird dieses System womöglich der Sargnagel für das moderne Pressing, so wie das Pressing das Tiki Taka ersetzt hat.

    Das ist mir zu plakativ und verkürzt. Wie viele und welche Trainer lassen/ließen “modernes Pressing” (meinst du damit Angriffspressing?) und “Tiki Taka” (wie ich den Begriff hasse 🤮) spielen, wer steht deiner Meinung nach archetypisch für diese Begriffe? Klopp und Guardiola setzen beide auf ein intensives Gegenpressing, der große Unterschied liegt in der strategischen Herangehensweise in Ballbesitz. Noch dazu steht Guardiola aktuell etwas besser da als Klopp.

    Es wird immer wieder einmal spannende Neuheiten (wobei mMn nichts mehr wirklich neu ist) geben, die so gegen die Gewohnheiten der allermeisten Mannschaften sind, dass sie für gewisse Zeit sehr effektiv sind und Aufmerksamkeit erregen. Die intensiven Manndeckungen van Gaals als Bondscoach waren für viele Mannschaften und Spieler ungewohnt und nicht zu knacken. Guardiolas “falsche” Außenverteidiger stellten gegnerische Abwehrreihen vor große organisatorische Schwierigkeiten. Aber Mannorientierungen lassen sich leicht manipulieren, wenn man sie erwartet und die Anzahl der AV, die auch als Achter glänzen können, ist stark begrenzt.

      PatientZero Es gibt ja eh Ansätze, gegen die sich der klassische “RB-Fußball” schwer tut - aber auf die kann man sich einstellen und ebenfalls kontern:

      Selbst der “Erfinder” stellt um, wenn es notwendig ist:

      Rangnick hatte zu Beginn auf ein 4-4-2-System gesetzt und wollte den Gegner mit den Stürmern Michael Gregoritsch und Christoph Baumgartner hoch anlaufen. Die Aseris überbrückten dies – für den 64-Jährigen unerwartet – mit langen Bällen, waren dadurch im zentralen Mittelfeld in der Überzahl. Rangnick zog Baumgartner zurück auf den rechten Flügel, Konrad Laimer verstärkte das Zentrum. Der Schachzug ging auf.

        PatientZero Rangnick hatte zu Beginn auf ein 4-4-2-System gesetzt und wollte den Gegner mit den Stürmern Michael Gregoritsch und Christoph Baumgartner hoch anlaufen. Die Aseris überbrückten dies – für den 64-Jährigen unerwartet – mit langen Bällen, waren dadurch im zentralen Mittelfeld in der Überzahl. Rangnick zog Baumgartner zurück auf den rechten Flügel, Konrad Laimer verstärkte das Zentrum. Der Schachzug ging auf.

        so ein Ingame Coaching bzw. Umstellung würde ich mir von einem aktuellen RB Trainer auch mal erwarten, und ich meine nicht Rose oder Strubsi 🙏
        Wobei, gegen Altach war das mal ein Anfang 😉

        5 Tage später

        Darüber bin ich gerade zufällig beim Lesen gestolpert:

        Das ist es, was mir bei uns am meisten abgeht. Unsere Struktur ist in allen Phasen unsauber und dadurch kann das Angriffs- und Gegenpressing auch nicht effektiv umgesetzt werden.

          Zum Thema “Pressing oder Tiki Taka”: das ist wie gesagt kein entweder-oder. Kaum ein Trainer lässt so riskant pressen wie Guardiola. Gegen Liverpool war die Restverteidigung oft geplanterweise sogar in Unterzahl:

          RB pressing existiert nicht mehr

          Chriti12 “Der Schlüssel zum Spiel” von Tobias Escher (spielverlagerung.de-Urgestein).

          Für mich hat es seine Längen und relativ wenig neue Informationen, aber insgesamt ist es eine gute, vollständige Zusammenfassung der möglichen Herangehensweisen in den einzelnen Spielphasen.
          Die Bewertung hängt aber sicher stark davon ab, wie viel man sich mit Taktik bereits auseinandergesetzt hat.