chrischinger86 Das stimmt und hat wieder eindrucksvoll unterstrichen, was ich seit Langem wiederhole:
Die Next Gen, beziehungsweise ja schon die beiden Tennis-“Generationen” danach, sind mental deutlich schwächer als die Big 3. Gefühlt waren die Konkurrenten zu deren Zenit ebenfalls mental stärker. Zumindest habe ich Murray, Wawrinka, Ferrer, Cilic, Berdych, del Potro und Co. wesentlich zäher in Erinnerung als die aktuellen Thiem, Dimitrov, Tsitsipas, Zverev, Shapovalov, Auger-Aliassime usw. Tennis spielen können die alle, aber man muss auch im Kopf da sein und darf nicht abschenken, wenn’s um was geht. Da geht’s auch um das Verhalten neben dem Platz - suche ich Ausreden oder zeige ich Respekt und Demut?
Der erste in den 80ern geborene Weltranglistenerste war Marat Safin im Jahr 2000. Der erste in den 90ern geborene Weltranglistenerste ist Medvedev, letzten Monat, im Februar 2022. Eigentlich unglaublich. Das spricht einerseits für die Dominanz der Top 3, aber auch für enorme Generationsunterschiede.
Und zu Nadal: Medvedev hätte ich als den aktuell mental stärksten der jüngeren Spieler eingeschätzt, aber der hat im AO-Finale ja auch komplett abgeschenkt. Bei ganz jungen Spielern wie Korda oder Alcaraz ist es eher nachvollziehbar. Da spielst du unerwartet gut und beginnst nachzudenken: “Wow, ich hab echt die Chance, den großen Nadal heute zu schlagen.” Und in den 15 Minuten wittert Rafa die Kopflastigkeit des Gegners, schaltet im Wettkampfmodus einen Gang rauf und holt das Momentum auf seine Seite. Der ist natürlich nicht nur technisch wahnsinnig gut und hat Erfahrung wie kaum ein anderer Spieler jemals, er hat auch einen enormen Tennis-IQ. Einen Tennisspieler muss man erst mal finden, bei dem Nadal nicht zumindest nach 2-3 Sätzen weiß, wie er den zu bespielen hat. Viele gibt’s da nicht.
TL;DR: Ich befürchte, dass die ATP Tour bald wie die WTA Tour wird, wo sich keiner wirklich durchsetzen kann. Meine Hoffnungen ruhen auf Alcaraz & Co.