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Mir kommt vor, dass sich der Rotzkick über Liefering bis zur Kampfmannschaft durchzieht über mehrere Saisonen. Eventuell liegt des ganze auch a bissi Tiefer.

Liefering spielt ja auch nicht seit heuer bescheiden. Da hängt viel an der individuellen Klasse der einzelnen Akteure. 1:1 sieht man denselben Dreck eine Stufe höher. Also ich hab dort, wie da nie das Gefühl einen Plan als Mannschaft zu Erkennen.

Ist das Vorgabe? Konnte man so in etwa häufiger beobachten gegen Rapid

    Chriti12 Ist das Vorgabe? Konnte man so in etwa häufiger beobachten gegen Rapid

    wer kennt ihn nicht, den 3-1-6 Aufbau 🤣
    Prinzipiell ist die Staffelung, wenn man mit einem hohen Ball aufbauen will und auf den 2. Ball gehen möchte, nicht ganz verkehrt. Man braucht dann viele Spieler in Ballnähe.

    Sie ist aber insofern nicht so schlau, weil 6 vorne nahezu auf einer Linie Probleme haben, wenn der Gegner den Ball vom Tor wegköpfelt, im Mittelfeld ist das Loch dann meinem Empfinden nach zu groß. Forson und Koita stehen also zu hoch und gehören eher in den Halbraum.

    Chriti12 Ist das Vorgabe?

    Ob Vorgabe oder nicht, wenn es wiederholt passiert und nicht korrigiert wird, dann passiert es unter dem Einverständnis des Trainers.

    Grundsätzlich sind solche Staffelungen in Phasen hohen Ballbesitzes nichts Ungewöhnliches. Pep Guardiola selbst lässt gerne aus einem 2-3-5 oder 3-2-2-3 aufbauen.

    Nur stört mich bei uns einerseits die personelle Besetzung: das permanente Abkippen unseres DM (LGD macht das ja auch dauernd) bei ohnehin vorhandener Überzahl ist überflüssig. Außerdem zwingt es im Aufbau und der Restverteidigung immer wieder die falschen Spieler in die entscheidenden Rollen. Gestern hat beispielsweise Solet zentral aus der Dreierkette eine Großchance für Rapid eingeleitet. Seine Risikopässe und Dribblings sind aus dem Zentrum heraus ein Schuss ins eigene Knie, die kann und muss er von der Halbposition aus machen. Wenn ich so hoch stehe, brauche ich zentral eine Art Libero, für den mit und ohne Ball Sicherheit das Gebot der Stunde ist. Weiters müssen die Breitengeber stark in isolierten Situationen sein. Nach Zuspielen ist es immer wieder ihre Aufgabe die Kugel zu halten, bis von den Kollegen Lauf- und Passwege angeboten werden und dann den richtigen Zeitpunkt für die Angriffseinleitung zu finden. Dafür ist Bernardo der falsche Mann.

    Andererseits ist natürlich die Staffelung selbst ein Schas, denn der Teufel steckt da im Detail. Da ist mindestens einer zu viel an der letzten Linie und es wird sich im Aufbau auch immer zu wenig bewegt - vor allem ins Zentrum und zwischen den Linien. Das ist taktikpsychologisch zwar verständlich, wenn man den Lucky Punch schon spürt und ungeduldig wird, es ist aber halt einfach kontraproduktiv.

    Rapid verteidigte wie viele andere Mannschaften praktisch aus einem 4-4-2 heraus. Ich würde mir in solchen Phasen so etwas wünschen (generell, aber mit dem Personal von oben macht es erst recht Sinn:

    Bernardo und Solet können mit Absicherung aufbauen, Seiwald und Capaldo schaffen Verbindungen. Die Stürmer geben Tiefe, indem sie immer wieder Läufe hinter die Abwehr anbieten.
    In den Angriffen selbst stoßen Koita und (spät) Capaldo nach, der ballferne Breitengeber bewegt sich in den Rückraum (für den zweiten Ball und zum Gegenpressing).

      Ja in der Theorie ist vieles richtig.
      Aber was ist die Realität.
      Die Zuspiele in die Breite sind umständlich, ungenau und mit zu wenig Tempo.
      Zeit wird verloren, der Linienspieler wird zugestellt.
      Erster Ballkontakt oft schlampig, Qualität für ein 1:1 nicht ausreichend, Qualität für einen öffnenden Pass nicht ausreichend.
      Es folgt ein Standard Rückpass oder Hochrisiko Zuspiel in die Mitte (Ulmerstyle).
      Ich denke das man zu erst die Qualität an den Außen und Spieltempo im Zentrum heben muss und erst später komplexere Abläufe implementieren soll

        Buscemi Dass die Qualität für die Bundesliga bei uns nicht ausreicht, klingt als Ausrede maximal zynisch.

        Ich bleibe dabei, dass die Ursache und Lösung all unserer Probleme das Positionsspiel ist.

        Ohne guter Struktur kein Tempo im Aufbau, keine Optionen im Offensivspiel, kein Zugriff im Gegenpressing, weite Wege und große Löcher gegen den Ball.

        Wenn sich wie von @Chriti12 dargestellt nur einer im Zentrum aufhält, dann wird der schwer das Tempo heben können.
        Wenn wir das Spieltempo nicht heben, kann der Gegner sauber und kompakt alles zuschieben.
        Wenn der Gegner sauber verschieben kann, haben die (isolierten) Außen wenig Zeit am Ball und keine Optionen zur konstruktiven Spielfortsetzung.

        Wie oft haben wir im Zusammenhang mit dem Angriffspressing schon gehört, dass das nur funktioniert, wenn die Spieler darauf vertrauen können, dass alle Mitspieler mitmachen - also sich aktiv positionieren und rechtzeitig durchschieben.

          PatientZero
          Qualität: Für mich ist es keine Ausrede sondern eher die Ursache.
          Du hast absolut Recht mit dem Tempo im Aufbau.
          Aber was raubt das Tempo:
          Ich sehe da eher schlechte Ballkontakte und Ballweiterverarbeitung.
          In vielen Szenen ist eine akzeptable Positionierung mit Chance auf Gewinn von Raum und Tempo zu sehen.
          Diese Positionsfenster sind aber nur für Sekunden offen.
          Die geistige und physische Qualität vieler Spieler braucht aber zu lange um diese Positionen zeitnah zu bespielen.
          LGD, Capaldo, Kjaergaard, Ulmer, Dedic, Seiwald ,…haben zu viele Zeitfresser (geistig und physisch) in ihrem Spiel.
          Und das ist Qualität.

            Buscemi Der Mannschaft wird das Tempo geraubt, wenn sich die Spieler nicht nach im Training erlernten Prinzipien bewegen und positionieren. Der Passempfänger kann dann keine bekannten Muster wahrnehmen, die im stummen Verständnis ausgespielt werden können (=was wir als Automatismen bezeichnen und verstehen), sondern muss der Bewegung seiner Mitspieler viel Aufmerksamkeit schenken. Dadurch wird die Entscheidungsfindung verzögert, was sich auch negativ auf die Technik auswirkt.

            5 Tage später

            Die beste Taktik ist immer noch flach spielen, hoch gewinnen (siehe Leipzig gestern). Wir spielen derzeit hoch und nix. 🥸

              PatientZero
              Ein Bekannter von mir hat einen Wochenend-Kurs gemacht, holt sich jedes Jahr einen Kombi voll Trauben aus dem Burgenland und baut in Holzfässern im Keller genialen Barrique aus.
              So schwer kann das also nicht sein. 😉

              21 Tage später

              Ziemlich interessantes Video zu Dinizs Taktik bei Fluminese. Erinnert mich ein bisschen an Barca in seiner Prime, mit vielen Spielern auf engem Raum, die sofort ins Gegenpressing übergehen nach Ballverlust. Glaube zwar, dass das Positionsspiel in Europa dem „freestyle“ Fußball überlegen ist, aber als Zuschauer geht mir so eine Art des Fußballs schon sehr ab heutzutage. Finde ich irgendwie unterhaltsamer.

                pum_zua Ich glaube, dass die Unterschiede auf der strategischen Ebene in dem Video übertrieben dargestellt sind. Das 3-2-5 sieht man in dieser Deutlichkeit ja wirklich nur bei den dominantesten Ballbesitzmannschaften und Fluminense legt ja offensichtlich auch Wert darauf nie mehrere Spieler vertikal oder horizontal auf einer Linie positioniert zu haben. Das ist auch ein Grundprinzip des Positionsspiels. Wenn er Diniz’ Fluminense näher mit Sarris Napoli, de Zerbis Brighton oder Mourinhos Roma verglichen hätte, wären die Unterschiede im Offensivspiel deutlich kleiner.

                Womit er aus meiner Sicht aber sicher Recht hat, ist, dass die Kultur da eine große Rolle spielt. “Käfigkicker” sind bei uns ja eine bedrohte Art, in Südamerika wächst praktisch jeder mit Fußball im Hinterhof auf, wo man sich auf engstem Raum durchsetzen muss. Diese Freigeister haben dann so ihre Schwierigkeiten auf dem großen Feld den Raum für sich und ihre Mitspieler zu nutzen, dafür sind reine Akademieprodukte überfordert, wenn sie einmal drei Ballkontakte am Stück haben.

                Der obige Absatz ist natürlich etwas überspitzt formuliert, aber ich denke, dass es für erfolgreichen Fußball beides braucht: mit wenig Raum und Zeit gute Lösungen finden (Taktik), die Größe des Feldes sinnvoll nutzen (Strategie). Daher wäre ich auch stark dafür, dass in unserer Jugendausbildung verstärkt auf Gruppenspiele und speziell Futsal gesetzt wird.

                  PatientZero funinho, das ja bei uns nun bis inkl u8 als hauptspielform gespielt wird, ist mMn eine sehr gute entwicklung. hier wird beides gleichermassen gefördert: 1ggn1, übersicht und positionierung am spielfeld.

                  the future is bright. 😁

                  in meiner u9 merke ich, dass es oft einfach die summe der fähigkeiten ist, die mein team gut spielen lassen oder nicht. wir haben keine fixen teams, wechseln a und b teams sowie die positionen immer durch. die meisten würden sagen, die “besten” sind die, die häufig im 1ggn1 gut durchkommen. oft ist es dann aber der fall, dass die mannschaft dann gar nicht harmonisch agiert, einzelaktionen das spiel bestimmen. nehme ich jetzt 2 eher unuffällige, aber brave spieler dazu, die situationen halbwegs antizipieren und selbstlos auch andere in szene setzen können (die haben den pass drauf, aber nicht das 1ggn1), dann ist das spiel meist in summe deutlich besser. und die wenigen, die in dem alter schon beides gut können, sind eh schon bei den entsprechenden vereinen wie austria, fac und co geparkt.

                  was ich sagen möchte: die mischung machts. in der u9 wie bei den profis. in summe aber überwiegt für mich (!), dass die spieler im passsspiel, mit allem was dazu gehört, sehr gut sein müssen. dazu zähle ich nicht nur an- und mitnahme, sondern auch die positionierung, das auge für den mitspieler und die intelligenz, zwischen vertikalem, diagonalem oder manchmal auch seitlichem zuspiel zu wählen.