Endlich konnte ich mir das Spiel reinziehen. Paar meiner Anmerkungen:
Bin eines Besseren belehrt wurden, war doch ein relativ ansehnliches Spiel. Die Grünlinge über 90 Minuten hinweg klar in die Schranken gewiesen. Ein sauberer Spielfluss ist endlich mal zu Stande gekommen, und man konnte auf eine attraktive Weise kontinuierlich den Gegner bearbeiten. Gab schon einige schöne Ballstaffeten und es war endlich Spielfreude zu sehen. Hat schon deutlich besser ausgesehen, als in den letzten Wochen. Die kollektive Unachtsamkeit in der Nachspielzeit, lass ich mal unkommentiert. Obwohl solche Begebenheiten trotz allem auch mal vorgekommen können. Es ist kein Weltuntergang.
Einen den man besonders herausheben sollte: Oumar Diakite: Mal wieder einer der Hauptprotagonisten. Nach seinem Slapstick-Debüt geht die Formkurve sehr steil nach oben. Die Rolle als offensiver Freigeist hat endlich seine Stärken freigesetzt. Erinnert mich etwas an Kjaergaard. Er ist sehr weiträumig unterwegs, kann steil gehen, kann die Gegner binden, kann seine Mitspieler optimal in Szene setzen, positioniert sich als kippendes rechtes Bindeglied um unser Spiel anzukurbeln. Alles in allem ein sehr facettenreicher Spieler und es riecht mal wieder nach einem obligatorischen afrikanischen Transfer-Volltreffer.
Falls einer noch immer ein gewisses Unbehagen wegen eines Camara-Abgangs spürt, den kann ich vollkommen besänftigen. Es gibt da jemanden, der nennt sich Mamady Diambou. Die Personalie steht bei vielen schon dick am Nachfolger-Notizblock, aber ich setze noch einen drauf und würd den Namen auf den ganzen Notizblock vollkritzeln, und zwar so oft wie möglich. Dabei interessiert mich sein Traumtor herzlichst wenig. Ich hab selten einen talentierteren Duracell-Hasen gesehen, der ist gegen den Ball mit einer Hyper-Geschwindigkeit unterwegs, die lässt einen nur sprachlos zurück. Bedeutend aktiver und vor allem reaktiver als ein Tijani beispielsweise. Was das Defensivverhalten im Gesamten und das Anlaufen betrifft, wirklich eine Hausnummer für sich. Was er dann noch für hochwertige Ballaktionen an den Tag legt, mit denen er regelrecht Berge versetzt, puhhh, crazy… Wenn alles seinen normalen Lauf nimmt, sehe ich in zwei, drei Jahren sogar einen noch besseren Spieler als Momo Camara.
Lawrence Agyekum war zwar niemand den ich herausheben würde, aber den möchte ich kurz ansprechen, weil er Thema war. In der ersten Halbzeit tatsächlich ziemlich unscheinbar, da zog das Spiel an ihm vorbei. In der zweiten Hälfte kam er deutlich spritziger aus der Kabine und hat in den ersten 15 Minuten drei schöne Pressingphasen eingeleitet und einen großen Teil dazu beigetragen, dass man diese für sich gewinnen konnte. In HZ2 konnte er vor allem dadurch punkten, wie man es von ihm gewohnt. Im eigenen Ballbesitz darf er wie erwähnt tatsächlich noch etwas mehr Durchschlagskraft entwickeln, da wirkt er teilweise tatsächlich noch wie ein Fremdkörper. Aber in dem Bereich haben die meisten afrikanischen-Neuzugänge immer nach Monaten eine kräftige Schippe zulegen können, vor allem Dorgeles Nene.
Zu guter Letzt und vielleicht die größte Überraschung an dem Spieltag, einen, den ich überhaupt nicht am Schirm hatte. Luki Ibertsberger!
Der hat eine unglaubliche Spielfreude entwickeln können. Da waren Aktionen dabei, wo du nur mit der Zunge schnalzen konntest. Technisch sehr, sehr hochwertig, teils unglaubliche Bälle in die Spitze spielen können, sehr ballsicher, den hätten fünfzig Leute attackieren können, er hätte sich trotzdem ohne Ballverlust noch durchschmuggeln können. Hätte es gar nicht für möglich gehalten, dass er solche fußballerischen Tugenden in sich trägt. Ich hoffe von Herzen, dass er da ansetzt, und solche Leistungen noch viel öfter aus dem Ärmel schüttelt, dann haben wir vielleicht in naher Zukunft einen neuen Aspiranten für die Ulmer-Nachfolge neben Guindo.